Beethoven Orchester eröffnet stimmungsvoll Passionszeit

Sinfonie, Oratorium, Schauspielmusik - Andreas Spering dirigiert "Klassik um 11"

Bonn. Am Palmsonntag - eine Woche vor dem Osterfest - eröffnete Andreas Spering das zweite Konzert der Reihe "Klassik um 11" in der Beethovenhalle mit der Sinfonie Nr. 49 "La Passione" seines erklärten Lieblingskomponisten Joseph Haydn.

Doch mit der Passionszeit hatte das Stück wenig zu tun, diese sprachliche und inhaltliche Schlussfolgerung wäre ein Fehlschluss, heißt "Passione" übersetzt doch so viel wie "Leidenschaft" und ist dieser Beiname genauso wenig von Haydn wie viele andere auch. Das Beethoven Orchester gestaltete die Kantilene des langsamen ersten Satzes noch etwas brüchig, doch konnte man im Detail schon erkennen, wie der Alte-Musik-Spezialist Spering den Musikern das ein oder andere Gestaltungsprinzip aus seiner Disziplin nahe gebracht hat.

So war der Streicherklang deutlich vibratoärmer, wenn auch nicht so entschlackt wie bei vielen Alte Musik-Ensembles, die Charakteristik - etwa im zweiten Satz - schwungvoll aber nicht zu stürmisch und das Menuett ausgesprochen tänzerisch aber immer im gemessenen Tempo. Spering bewies hier Geschmack und setzte auf eine Interpretation aus einem Guss statt auf Extreme, die auf Spitze getrieben werden.

Programmatisch sehr passend - wenn auch nur auszugsweise - gab es nach der Haydn-Sinfonie Arien und Chöre aus "Der Tod Jesu" von Carl Heinrich Graun zu hören. Der von Thomas Neuhoff einstudierte Philharmonische Chor sang gewohnt vorbildlich, mit sprachlich klarer Diktion und stimmlich versiert. Spering arbeitete die von Graun komponierten Affekte mit sicherer Hand heraus und fand dabei im Beethoven Orchester und dem Philharmonischen Chor ideale Partner.

Auch die Sopranistin Natalie Karl, die den Solopart in den Rezitativen und Arien übernommen hatte, überzeugte durch ein schönes, helles Timbre und ein lockeres, organisch eigebundenes Vibrato. Die-ses Stück, das seinerzeit ein echtes Standardwerk war, würde sich ein-mal für eine Gesamtaufführung anbieten - sicherlich eine dankbare Alternative zu einer weiteren der ungezählten Aufführungen der Bach-Passionen. Nach der Pause gab es mit der Schauspielmusik zu August von Kotzebues Schauspiel "König Stephan oder Ungarns erster Wohltäter" eine echte Rarität.

Das Werk, eine Gelegenheitsarbeit des jungen Beethoven, verbindet nicht zuletzt in der Ouvertüre einen staatstragenden Duktus mit dem Gestus einer adeligen Bohème, der König Stephan angehörte. Ungefiltertes Pathos spricht etwa aus vielen Huldigungen, Pa-thos, das in Sperings Interpretation durchaus echt wirkte. Der Philhar-monische Chor, aus dessen Reihen auch einige Chormitglieder kleinere Sprechrollen übernommen hatten, machte wieder eine ausgezeichnete Figur und Torsten Bauer, der die Rolle des Königs Stephan sprach, füllte diese mit beeindruckender Präsenz aus.

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