Bonner Musikwochenende Beethoven Orchester mit Mendelssohn - Klassische Philharmonie spielt Beethoven

Beethoven-Orchester verzauberte mit Mendelssohn und Bruch. Durch und durch klassisch war der Auftakt zur Reihe Wiener Klassik mit der Klassischen Philharmonie in der Beethovenhalle. Ausschließlich Werke von Ludwig van Beethoven standen auf dem Programm.

Beethoven Orchester. "Gestern war ein guter Tag, das heißt, ich wurde nur drei Mal nass", notierte der 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy, der sich gerade auf einer Reise durch Schottland befand, im August 1829 ein wenig sarkastisch in einem Brief. Die raue Schönheit der Landschaften spiegelt sich gleichwohl in der Musik, die durch diese Reise inspiriert wurde. Das "Schottische Melodien" überschriebene erste Konzert der Reihe "Mendelssohn um 11", die das Beethoven Orchester an vier Vormittagen in dieser Saison anbietet, zauberte am Sonntag dafür gleich zwei prominente Beispiele aus dem Hut: die Hebriden-Ouvertüre und die dritte Sinfonie, die sogenannte "Schottische".

Die überwiegend dunklen Farben der Ouvertüre erhielten durch das unter der Leitung von Stefan Blunier spielende Beethoven Orchester eine elektrisierende Intensität. Die Steigerung von dem feinen Klangschleier des Beginns bis zum musikalischen Sturm am Ende der Exposition wurde von einem satten Streicherklang getragen. Das in einer idyllischeren Phase des Stücks erklingende Klarinetten-Duett beeindruckte freilich nicht minder. Dass zwischen der Schottland-Reise und der dritten Sinfonie 13 Jahre liegen, schadet der Musik nicht. Blunier und das Orchester machten sich auch hier mit außerordentlich viel Herzblut an Werk.

Zwischen diesen beiden Werken gab's eine "Schottische Fantasie", nicht von Mendelssohn, sondern von dem Kölner Max Bruch, geschrieben für "die Violine mit Orchester und Harfe". Das mitreißende, mit herrlichen schottischen Melodien prunkende Stück ist so etwas wie das Gegenstück zu dessen weit berühmterem Violinkonzert in g-Moll.

Den Solopart spielte der Konzertmeister des Orchesters Mikhail Ovrutsky. Beileibe keine zweite Wahl! Der 32-Jährige produziert einen Ton von verführerischer Schönheit, ist ein Virtuose erster Güte, besitzt Gefühl für Melodie und markante Rhythmen, wie er im mitreißenden Finalsatz eindrucksvoll demonstrierte. In den langsamen Sätzen zeigte er ganz viel Seele, ebenso in der herzzerreißenden, gemeinsam mit der Harfenistin Johanna Reithmayer gegebenen Zugabe, der Meditation aus Massenets Oper "Thaïs".

Blunier entließ sein Publikum in der ausverkauften Beethovenhalle nach der "Schottischen" ebenfalls nicht ohne sehnsuchtsvolle Zugabe: Elgars "Sospiri".

Klassische Philharmonie. Durch und durch klassisch war der Auftakt zur Reihe Wiener Klassik mit der Klassischen Philharmonie in der Beethovenhalle. Ausschließlich Werke von Ludwig van Beethoven standen auf dem Programm: außer dem Tripelkonzert und der "Pastorale" auch die Egmont-Ouvertüre. Die blieb zu Anfang allerdings etwas blass. Heribert Beissel leitete sein Orchester zwar mit gewohnter Akribie, doch kam der dramatische Zuschnitt des Stückes in seiner auf Ausgewogenheit und Wohlklang ausgerichteten Interpretation weniger zur Geltung. Für sich genommen war der Streicherklang allerdings von außerordentlicher Schönheit.

Für das Tripelkonzert hatte man mit Fabian Müller (Klavier), Liv Migdal (Violine) und Kaori Yamagami (Violoncello) ein junges, gleichwohl dynamisch und routiniert spielendes Solistenterzett gefunden, das nicht nur hörbar untereinander, sondern auch bis auf wenige Ausnahmen gut mit der Klassischen Philharmonie harmonierte. Beissel hielt das Orchester auf Distanz zu den Solisten, und bot ihnen so ein ideales Podium zur musikalischen Entfaltung.

Nach der Pause wurde mit der "Pastorale" ein zwischen Idylle und Drama schwankendes Werk gegeben, das Beissel und die Klassische Philharmonie mit gediegener Souveränität absolvierten. Zuspitzungen, das wurde auch hier deutlich, sind Beissels Sache nicht. Er setzt eher auf solides Unterstatement. Guido Krawinkel

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