Beethoven-Raritäten erklingen beim Sonntagskonzert

Stefan Blunier hat das Herz eines Entdeckers. Selbst bei Beethoven schaut er ganz gern mal, was das Oeuvre des Meisters jenseits der bekannten Werke noch zu bieten hat.

Bonn. Stefan Blunier hat das Herz eines Entdeckers. Selbst bei Beethoven schaut er ganz gern mal, was das Oeuvre des Meisters jenseits der bekannten Werke noch zu bieten hat. Natürlich ist er fündig geworden. In der ersten Hälfte (und im Zugabenteil) des fast ausverkauften Sonntagskonzertes zauberte Bonns Generalmusikdirektor echte Raritäten aus dem Hut.

Die Ouvertüre zu August von Kotzebues Festspiel "König Stephan" oder "Ungarns erster Wohltäter" gehört dazu. Beethoven rührt hier hübsche ungarische Melodien, mitreißenden Csárdás und martialische Militärklänge wirkungsvoll zusammen, was Blunier und das Orchester mit ordentlicher Spielfreude in Klang übersetzten.

Noch seltener erklingt die "Musik zu einem Ritterballett" aus Beethovens Bonner Zeit, die sich aus einigen hübschen kleineren Nummern zusammensetzt: etwa dem regelrecht zum Mitsummen reizenden, schlichten "Deutschen Gesang" oder die hübsche, ebenfalls sehr melodiöse Romanze, deren Pizzicato-Begleitung an die Romanze Pedrillos aus Mozarts "Entführung" denken lässt.

Diesen Idyllen folgte Säbelrasseln: "Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria", ein klingendes Schlachtengemälde mit allem, was dazugehört: Kanonensalven (die vom Band kamen), Rührtrommeln, Signaltrompeten und ein großes Orchester für die feineren Nuancen. Dazu wird die Siegesstimmung mit hübschen Nationalgesängen angefeuert. Stefan Blunier inszenierte das mit großem Spaß am Knalleffekt.

Mit dieser Schlachten-Sinfonie feierte Beethoven Napoleons Untergang; mit der "Eroica", die Blunier im zweiten Konzertteil dirigierte, hatte er einige Jahre zuvor den französischen Feldherrn noch als Helden besingen wollen - wovon er nach der Kaiserkrönung jedoch Abstand nahm.

Blunier gelang mit dem Orchester vor allem ein großartiger Trauermarsch, dessen emotionale Wucht und dessen Pathos er mit einem feierlichen Tempo und bemerkenswerten dynamischen Reserven zelebrierte. Die drei schnellen Sätze kreisten gleichsam wie Satelliten um dieses Kraftzentrum.

Als Zugabe folgte ein völlig unbekannter Beethoven: "Zapfenstreich Nr. 2". Musik, die klingt, wie sie heißt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort