Stadtmuseum in Siegburg Beethoven und der Wiener Kongress: Hannelore Elsner und Sebastian Knauer

SIEGBURG · "Gibt es überhaupt Hoffnung für die Harmonie der Welt?", beendet Hannelore Elsner den ersten Teil ihrer Rezitation, das "Vorspiel" genannt.

 Sinnliche Mélange: Das Foto zeigt Sebastian Knauer und Hannelore Elsner nach ihrem Auftritt vom Sonntag in Bonn.

Sinnliche Mélange: Das Foto zeigt Sebastian Knauer und Hannelore Elsner nach ihrem Auftritt vom Sonntag in Bonn.

Foto: barbara frommann

Die Worte leuchten nicht etwa in ihrer Dualität aus Furcht und Zuversicht. Hannelore Elsner lässt sie flackern. Und macht damit in der stimmlichen Dramaturgie alles richtig. Goldrichtig.

Sie setzt jedes einzelne Wort behutsam in eine imaginäre Montgolfière und entlässt diese Flotte der Wortkunst sanft in den Raum. Sebastian Knauer erschafft, um im sprachlichen Bild zu bleiben, den musikalischen Wolkenhimmel dazu.

Seine zupackende Interpretation des ersten Satzes aus der fünften Sonate für Klavier in c-Moll von Ludwig van Beethoven gestaltet sich dramatisch bis eruptiv und changiert zu gravitätischer, leiser Versunkenheit. Eine aufschlussreiche Charakterisierung, die Knauer auch im ersten Satz der Klaviersonate Nr. 27 in e-Moll anwendet, während er im zweiten Satz eine wunderbar empfindsame, an einzelnen Punkten gar zärtliche Variation beseelt ausbreitet.

Pianist und Rezitatorin haben ihr zweites Beethovenfest-Gastspiel, das sie nach ihrem Auftritt in Bonn diesmal ins Siegburger Stadtmuseum führte, dem historischen Kontext "Beethoven und der Wiener Kongress" gewidmet (Textauswahl von Wolfgang Knauer). Als Berührungspunkt gilt das Jahr 1814, in welchem der Wiener Kongress begann und der "Fidelio" in der endgültigen Fassung seine Uraufführung erlebte.

Hannelore Elsner und Sebastian Knauer lassen unter ihrer sinnlichen Mélange aus Wortartistik und Klavierkunst nicht zuletzt jene stürmische Zeit mit ihren Widersprüchen, Hoffnungen und Ängsten aufglimmen. Und lassen sich dabei nicht von den zahlreichen Hustern und manierierten Räusperern irritieren.

In einer unabhängigen Zugabe vereinigt das Duo ein "Lied ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Hans Christian Andersens kleinem Märchen von der Nachtigall, die den kranken Kaiser besucht. Wundervoll.

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