Livemusik mit Sicherheit Beethovenfest in Bonn soll mit Publikum stattfinden
Bonn · In Corona-Zeiten ist die Planung eines Festivals eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Nike Wagner und Michael Gassmann rechnen beim Beethovenfest ab August aber fest mit Publikum und erlebter Konzertmusik. Dafür tun sie einiges.
Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr gibt es für das Beethovenfest so etwas wie Planungssicherheit. Nach zwei coronabedingten Absagen im Frühjahr und Herbst 2020 wird das Festival nun in der Schlussphase der Verlängerung des Beethoven-Jubiläumsjahres am 20. August endlich mit einer Aufführung der neunten Sinfonie durch das Orchester „Le Concert des Nations“ das Spielfeld betreten können. „Wir haben die letzten Wochen und Monate hart gearbeitet“, sagt Intendantin Nike Wagner. „Wir mussten auf jede neue Verordnung reagieren und schauen, was sie für uns bedeutet.“ Seit das Programm im vergangenen September vorgestellt wurde, haben sich die Bedingungen für die Organisation des Festivals laufend verändert. Es war nie wirklich klar, wie viele Plätze in welchen Sälen belegt werden dürften, oder ob es überhaupt stattfinden würde.
„Wir sind jetzt sehr glücklich darüber, dass es seit dem 28. Mai die neue Coronaschutzverordnung gibt“, sagt der Kaufmännische Geschäftsführer Michael Gassmann. „Wir können davon ausgehen, dass die dort formulierten Regelungen bis zum Ende des Festivals Bestand haben werden.“ Der Stufenplan macht den Veranstaltern klare Vorgaben. Die Säle dürfen nach dem Schachbrettmuster belegt werden. Zudem wird die Maximalbelegung der aktuellen Inzidenzzahl angepasst. Möglich sind so je nach Saalkapazität bis zu 1000 Personen. Gassmann: „Wir hoffen natürlich auf die niedrigste Inzidenz.“ Weil bei einer höheren Inzidenz weniger Karten verkauft werden können, musste das Beethovenfest den Vorverkauf neu aufsetzen. Das bedeutet, dass sämtliche gekauften Karten wieder zurückgegeben werden müssen. Bislang waren nach Angaben des Beethovenfests bereits etwa 8000 Karten verkauft worden. „Wir hoffen sehr auf das Verständnis unserer Besucher“, sagt Wagner.
Ein Stufenplan für die Konzerte
Bei den konkreten Konzertplanungen müssen sich die Veranstalter auf alle Varianten des Stufenplans vorbereiten. „Wir waren sehr glücklich darüber, dass das Team des WCCB und Dirk Kaftan mit dem Beethoven Orchester uns dabei sehr unterstützt und alles möglich gemacht haben, um ausprobieren zu können, was akustisch möglich ist.“ So sollen zum Beispiel im großen Saal New York, wo die Sinfoniekonzerte stattfinden, die Trennwände wegfallen. „Auf diese Weise stehen mehr Plätze zur Verfügung - auch wenn wir nur die Hälfte besetzen können“, sagte Nike Wagner. Im besten Fall wären das mehr als 900 Personen. Damit die Sicht auf das Orchester trotzdem zufriedenstellend ist, werden die Seitenflügel des Konzertzimmers weiter zum Publikum hin geöffnet. „Die äußersten Ränder im Saal werden wir aber nicht bestuhlen“, ergänzt Gassmann. Wagner und Gassmann hoffen darauf, dass die Akustik durch diesen Eingriff vielleicht sogar ein wenig verbessert werden kann.
Natürlich müssen auch mögliche Mindereinnahmen bei einer Besetzung im großen Saal mit nur 250 Personen bei hoher Inzidenz wirtschaftlich kalkuliert werden. Da neben den wichtigsten Geldgebern Stadt und Hauptsponsoren sich die Jubiläumsgesellschaft ebenfalls finanziell stark engagiert, erscheint das Risiko für das Beethovenfest jedoch beherrschbar. Wagner: „Für alle 16 BTHVN2020-Projekte des Beethovenfests kompensiert die Jubiläumsgesellschaft die fehlenden Einnahmen für die Plätze, die wegen der Pandemie nicht besetzt werden durften.“ Eine weitere Absicherung bietet der im Mai eingerichtete Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen.
Alle neun Sinfonien
Programmatischer Schwerpunkt des diesjährigen Beethovenfests ist ein Doppel-Zyklus mit der Aufführung aller neun Sinfonien Ludwig van Beethovens. Die originalen Orchesterfassungen werden unter anderem von Les Talens Lyriques, der Ungarischen Nationalphilharmonie und dem ORF Radio Symphonieorchester gespielt. Der virtuosen Herausforderung von Franz Liszts Klavierübertragungen der Sinfonien stellen sich unter anderem Konstantin Scherbakov und Cyprien Katsaris.