Die neue Saison im Beethoven-Haus Beethovens Bibel

Vor 300 Jahren brachte Johann Sebastian Bach den ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers heraus. Das Beethoven-Haus stellt die Präludien und Fugen ins Zentrum der Saison 2022/23. Mit dabei: Große Namen und ein Artist in Residence.

 Musikalisches Multitalent: Julia Fischer spielt zum Tauftagkonzert im Beethoven-Haus am 17. Dezember Geige und begleitet den Cellisten Daniel Müller-Schott am Klavier.

Musikalisches Multitalent: Julia Fischer spielt zum Tauftagkonzert im Beethoven-Haus am 17. Dezember Geige und begleitet den Cellisten Daniel Müller-Schott am Klavier.

Foto: uwe arens

Für den Pianisten Hans von Bülow (1830-1894) waren die Klaviersonaten Ludwig van Beethovens das Neue Testament für Klavierspieler. Ein Altes Testament hatte er freilich auch benannt: das „Wohltemperierte Klavier“ von Johann Sebastian Bach, eine Sammlung von 24 Präludien und Fugen durch alle 24 Dur- und Moll-Tonarten der chromatischen Tonleiter, die im Jahre 1822 erschien und der er zwei Jahrzehnte später noch einen zweiten Band mit ebensovielen Stücken folgen ließ. Das Jubiläum nimmt das Beethoven-Haus nun zum Anlass, eine Saison lang einen intensiven Blick auf die Sammlung zu werfen. Natürlich immer mit Bezug auf Beethoven, dessen „Werdegang das Wohltemperierte Klavier sehr geprägt hat“, wie Beethoven-Haus-Direktor Malte Boecker bei der Vorstellung der kommenden Saison sagte. 

Eine der zurzeit besten Bach-Interpretinnen

Dazu haben sie eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern eingeladen, die eine besondere Beziehung zu dem Leipziger Thomaskantor pflegen. Da wäre zum Beispiel Schaghajegh Nosrati. Die  in Bochum geborene Pianistin mit iranischen Wurzeln gilt als eine der zurzeit interessantesten Bach-Interpretinnen. Das Beethoven-Haus hat sie für die kommende Saison als Artist in Residence eingeladen. An vier über die  Saison verteilten Abenden kann man sie erleben, am puristischsten  am 22. Oktober, wenn sie den ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers komplett vorträgt.

Insgesamt hat die neue Leiterin des Kammermusiksaals, Julia Kluxen-Ayissi, ein Paket geschnürt, das nach pandemiebedingter Pause nun auch wieder einige Abo-Reihen im Programm hat. Zum Beispiel die Kammerkonzerte, die mit einem Programm der von Daniel Hope neugegründeten „Hope Music Academy“. Natürlich ist der Geiger am 5. Dezember auch selbst mit von der Partie. Unter anderem spielen sie ein Werk der Komponistin Rebecca Clark. Kluxen-Ayissi: „Wir haben in diesem Jahr auch viele Komponistinnen  im Programm.“ Im neuen Jahr folgen fünf weitere Konzerte mit so prominenten Namen wie Renaud Capuçon (Violine), Kian Soltani (Cello) und Laahav Shani (Klavier), die im April 2023 ein Klaviertrio-Programm präsentieren. Wohingegen Midori am 25. Mai 2023  mit ihrer Geige ganz allein auf dem Podium stehen und – natürlich – Bach, aber auch neue Musik spielen wird.

Abos werden wieder aufgelegt

Die Abo-Reihe der insgesamt fünf Klavierrecitals bringt neben dem Auftritt von Nosrati weitere spannende Namen und Programme, etwa die Alte-Musik-Spezialistin Olga Pashchenko, die am 30. Oktober den zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers auf dem Cembalo spielen wird. Das Ehrenmitglied des Beethoven-Hauses, Evgeni Koroliov, kommt diesmal mit einem Bach-Debussy-Programm nach Bonn (17. November). Die Virtuosin  Claire Huangci  hingegen spielt ein Programm mit Préludes von Sergej Rachmaninow. Die beiden Abo-Reihen können, ebenso wie die sieben „Young Stars“-Konzerte bis zum 12. September im Paket gebucht werden. Die „Young Stars“-Reihe bringt im kommenden Februar übrigens ein Wiederhören mit der Bonner Pianistin Luisa Imorde, die Werke von Bach, Beethoven und dem ukrainischen Komponisten Nikolai Kapustin interpretiert. Beginn des Einzelkartenverkaufs für alle Konzerte ist der 4. Juli.

Mit den Abo-Reihen isst das Jahresprogramm im Kammermusiksaal bei weitem nicht erschöpft. So startet der Bariton Benjamin Appl mit seinem Auftritt am 3. März 2023 einen kleinen Liederabend-Schwerpunkt. Das besondere am Programm des letzten Fischer-Dieskau-Schülers: Thomas Dunford begleitet ihn bei den Songs, die vom Renaissance-Komponisten John Dowland bis hin zu Paul McCartney reichen, auf der Laute. Kluxen-Aiyssis‘ Kollegin, Ursula Timmer-Fontani, stellte noch die Reihe „Aspekte“ mit vier Jazz-Konzerten vor, die am 15. Oktober mit einem Auftritt des Pianisten Enrico Pieranunzi beginnt.

Das Tauftag-Konzert für Beethoven geht am 17. Dezember in Starbesetzung mit Julia Fischer, die sowohl Violine als auch Klavier spielt, und dem Cellisten Daniel Müller-Schott  über die Bühne. Und zum Todestag Beethovens am 26. März 2023 kommt Pianist und Cembalist Andreas Staier ins Beethoven-Haus. Er wird auch den Internationalen Meisterkurs im November leiten.

Sigrid Limprecht vom Bonner Förderverein Filmkultur stellte darüber hinaus das Programm der „Leinwandkonzerte“ vor, im November mit dem musikbegleiteten Stummfilm „Nosferatu“, einem Gruselschocker von Friedrich W. Murnau, sowie  mit Filmen von Buster Keaten und Charly Chaplin im März 2023.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Begeisterung mit Beethoven
Kammermusikfest 2022 in Bonn Begeisterung mit Beethoven
Aus dem Ressort
Alphörner in der Schwebe
Beethoven Orchester in der Oper Alphörner in der Schwebe