Gala der AIDS-Stiftung Begeisterung für einen mitreißenden Abend

Bonn · Gesang vom Besten: Musikalisch war die erste festliche Gala für die Deutsche AIDS-Stiftung in Bonn ein großer Erfolg. Sehr lang, aber auch äußerst unterhaltsam. Das waren die beiden auffälligsten Merkmale an der Oper. Dabei fing es eher schwermütig an.

 Wer hier sitzt, hat ein gutes Werk getan - und darf sich zur Belohnung auf rund drei Stunden hochklassige Musik freuen.

Wer hier sitzt, hat ein gutes Werk getan - und darf sich zur Belohnung auf rund drei Stunden hochklassige Musik freuen.

Foto: Volker Lannert

Der fabelhafte Countertenor Valer Barna-Sabadus sorgte mit einer Vivaldi-Arie zu Beginn musikalisch für klirrende Winter-Stimmung. Ein bisschen Melancholie war auch noch in Mozarts "Rosen-Arie" aus dem "Figaro" zu spüren, die von der in Bonn noch bestens bekannten Anna Virovlansky vor einer Kulisse aus roten Tulpen gesungen wurde.

Die trüben Stimmungswolken wurden jedoch von Rossinis "Italienerin" vertrieben: Anna Goryachova sang in "Pensa alla patria" lupenreine Koloraturen. Auch der Bariton Rodion Pogossov vertraute auf Rossinis Zugkraft: die berühmteste aller Figaro-Arien ("Largo al Factotum") bewältigte er mit agiler Stimme und mitreißendem Witz. Und das blendend aufgelegte Orchester spielte unter Leitung von Andriy Yurkevych dazu, als wollte es demonstrieren, wie Champagner klingen könnte.

Die beiden Rossini-Arien umrahmten Daniela Fallys Auftritt, die mit glockenreinem Sopran die Donizetti-Arie "Quel guardo, il cavaliere" sang. Die Tiefe des (Stimm-)Raumes ist russisches Terrain. Das demonstrierte Dimitry Ivashchenko nachdrücklich mit der Arie des Gremin aus Tschaikowskys "Eugen Onegin". Natalia Ushakova sang sich mit Rusalkas "Lied an den Mond" in die Herzen der Zuhörer. Im Anschluss überwältigte Miriam Clark mit der ungeheuer anspruchsvollen Arie der Elvira aus Bellinis "I Puritani". Das hatte Gefühl, Virtuosität und Charme: Ein echter Höhepunkt des an Höhepunkten nicht eben armen Abends. Mit Erkältung aber dennoch vokaler Kraft zeigte der Tenor Gianluca Terranova in Donizettis "Una furtiva lagrima" ganz viel Herzblut.

Im zweiten Teil der Benefiz-Gala kamen dann die Operette und deren spanische und amerikanische Verwandte Zarzuela und Musical zum Einsatz. Den bemerkenswertesten Auftritt hatte hier Natalia Ushakova, die mit Lehars "Meine Lippen, sie küssen so heiß" auf Tuchfühlung mit dem Publikum ging und rote Rosen warf. Witzig auch der kleine "O sole mio" -Gesangswettstreit zwischen Terranova und Aris Argiris, der zuvor bereits einen sehr männlichen Escamillo aus "Carmen" gegeben hatte.

Der Bonner Opernchor hatte mit Verdis "Gefangenenchor" seinen großen Auftritt. Er wurde vom Publikum genauso gefeiert wie auch das gesamte großartige und junge Ensemble, bei dessen Zusammenstellung der künstlerische Leiter der Veranstaltung, Alard von Rohr, eine glückliche Hand bewiesen hatte. Nach dem Finale mit Verdis "Libiamo" erhob sich das Publikum begeistert von den Sitzen. Fortsetzung im nächsten Jahr!

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