Bei der Telekom bleiben die Handys stumm

600 Besucher sind bei Startschuss der dritten Beethoven Competition in der Konzernzentrale dabei

Bei der Telekom bleiben die Handys stumm
Foto: Horst Müller

Bonn. Wenn die Musik in den Räumen der Telekom regiert, herrschen andere Gesetze. Zum Auftakt der dritten Beethoven Competition wies Konzern-Finanzvorstand Timotheus Hoetges jedenfalls deutlich darauf hin, dass während des Wettbewerbs bei der Telekom Handy-Verbot herrsche: "Das ist neu für uns", sagte er nicht ohne einen Anflug von Selbstironie.

600 Menschen hörten ihm im großen Saal der Telekom-Zentrale zu, als er mit seiner launigen Rede den Startschuss für den Wettbewerb gab, bei dem bis zum Finaltag am 12. Dezember 28 junge Pianistinnen und Pianisten um den mit 30 000 Euro dotierten ersten Preis kämpfen.

Dass ein Sieg bei diesem mittlerweile weltweit renommierten Wettbewerb einer Karriere sehr förderlich sein kann, hat der finnische, in Much lebende und als Professor in Graz lehrende Pianist Henri Sigfridsson in den vergangenen vier Jahren erfahren können.

Jetzt spielte er zum "Welcome Concert" für seine jüngeren Kollegen Beethovens "Pathétique" und Rachmaninows zweite Klaviersonate. Mit seiner tadellosen Technik und phänomenaler Musikalität unterstrich er noch einmal seine Siegerqualitäten.

In der Pause zwischen den beiden Werken hatte Jury-Vorsitzender Pavel Gililov die Teilnehmer einzeln vorgestellt. Die meisten von ihnen kommen aus Asien, gefolgt von Europa sowie als drittstärkste Gruppe Amerika. Aus Bonn nimmt die 1983 geborene Pianistin Camilla Köhnken teil.

Der eigentliche Wettbewerb begann am Mittwoch in der bereits zu Beginn sehr gut besuchten Telekom-Zentrale mit dem Auftritt des 24-jährigen Österreichers Michael Schöch.

Aus dem vorgegebenen Pflichtprogramm hatte er Beethovens 32 Variationen über ein eigenes Thema, die cis-Moll-Fuge aus dem ersten Teil von Bachs Wohltemperiertem Klavier (WTK I) sowie die Sonate op. 110 ausgewählt. Schöch ist ein Pianist, der seine Stärken vor allem dort ausspielen kann, wo es nachdenklich, kontemplativ wird.

Die 29-jährige Huijin Han aus China hatte mit der kleinen Form größere Probleme als mit der ausgewachsenen Sonate. Beethovens sieben Bagatellen op. 33, die sie neben der D-Dur-Fuge aus WTK I spielte, wirkten jedenfalls über weite Strecken zu artifiziell und gewollt in der Phrasierung.

Die Sonate op. 110 kam hingegen viel schlüssiger daher, sie verlieh dem Prestissimo rhythmisches Leben, bettete die schwierigen Triller des Finales souverän ins musikalische Geschehen ein.

Die Bach-Fugen, auf die die ersten vier Pianisten zurückgriffen, schienen auch viel über deren musikalisches Temperament auszusagen. Die 25-jährige Esther Park aus den USA entschied sich für die E-Dur-Fuge aus WTK II und spielte sie mit unvergrübelter Leichtigkeit, während Schöch zuvor die cis-Moll-Fuge als eine Kathedrale des Ernstes aufgefasst hatte.

Auch in den Beethovenschen sechs Variationen F-Dur op. 34 wirkte ihr Spiel frei und wunderbar natürlich. Dass sie aber auch ein musikalisches Schwergewicht zu meistern weiß, zeigte sie eindrucksvoll mit der Sonate op. 111 in c-Moll: Kraftvoll, ausdrucksstark und in den kontrapunktischen Verwicklungen sehr kontrolliert nahm sie den ersten Satz.

In der Arietta überraschte sie zunächst mit einem recht zügigen Tempo, das sie selbst in der rhythmisch pointierten dritten Variation souverän aufrechterhielt, um dann die Musik in himmlischen Klangsphären gleichsam entschweben zu lassen.

Dieselbe Sonate hatte auch der aus Israel stammende Daniel Seroussi ausgewählt. Wobei der 24-Jährige in der Arietta deutlich erdverbundener blieb und den Kontrast auch nicht in solcher Schärfe ausformulierte. Der Sonate vorausgegangen waren Bachs gis-Moll-Fuge aus WTK II und Beethovens Andante favori WoO 57, das er mit feinen Nuancen auszuleuchten wusste.

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