Brotfabrik in Beuel Bei "Go-Old" stehen ältere Tänzer auf der Bühne

BEUEL · Kräftig aus der Puste sind sie schon gekommen, aber ihre Gesichter strahlen pure Lebensfreude aus. Knapp vier Stunden proben sie bereits, von Müdigkeit keine Spur. "Nichts muss, alles kann", appelliert Gudrun Wegener an die Mitglieder ihres Ensembles.

 Jenseits der 50 sind die Mitglieder des Tanzensembles "Go-old", das am Freitag und am Samstag in der Brotfabrik zu sehen ist.

Jenseits der 50 sind die Mitglieder des Tanzensembles "Go-old", das am Freitag und am Samstag in der Brotfabrik zu sehen ist.

Foto: Meike Lindek

Wegener fordert jedes Mitglied auf, Grenzen, die ihnen ihr Körper markiert, zu akzeptieren. Denn auf der Bühne stehen nicht junge, durchtrainierte Schauspieler, sondern Akteure der Generation 50 plus.

"Vom Träumen und Hoffen" heißt das Tanztheaterstück, das das Ensemble Go-Old am Wochenende zwei Tage lang in der Brotfabrik in Beuel aufführen wird. Das "Go-Old Tanztheater 50+" ist ein Amateurensemble von 13 Laiendarstellern im Alter zwischen 52 und 72 Jahren, die in ihrem Leben auf unterschiedlichem Niveau Erfahrungen im Bereich Tanz und Theater gesammelt haben.

"Wir gehören noch lange nicht zum alten Eisen, sondern wir stellen uns noch immer mit Esprit und Tiefgang dem Leben", stellt die Bonner Choreographin Gudrun Wegener ihre Truppe vor und fügt hinzu: "Wir ergänzen grundlegende Elemente des Tanztheaters durch Authentizität, Persönlichkeit und Ausdruck."

Träume, Hoffnung, Sehnsucht oder Enttäuschung - auch in der zweiten Lebenshälfte spielen sie für das Wohlbefinden eine wichtige Rolle. Grund genug für die Tanzpädagogin und Schauspielerin, dieses Thema in einem Bühnenstück aufzuarbeiten.

Wie gehen Menschen jenseits der 50 mit ihren Wünschen um, wie wichtig sind ihnen Träume und Erfüllungen und auf welche Weise bewältigen sie Enttäuschungen, Angst und Wut? Auf diese Fragen werden die Laiendarsteller auf ihrer poetischen Reise tänzerisch Antworten geben.

Die Proben - insgesamt sind es 40 Trainingseinheiten, jeweils vier Stunden lang - erfordern allerdings nicht nur körperliche Fitness. Neben der Kondition spielt auch die Koordination eine immer größer werdende Rolle.

Denn ab einem gewissen Alter ist es gar nicht mehr so einfach, verschiedene Bewegungen von Armen und Beinen synchron zu steuern. Und auch geistige Fitness ist gefragt. "Selbst wenn ein Akteur gerade nicht auf der Bühne steht, so muss er doch hoch konzentriert vom Bühnenrand aus das ganze Geschehen verfolgen, um jederzeit präsent zu sein. Auch das ist über einen gewissen Zeitraum sehr anstrengend", so Gudrun Wegener.

Das Drehbuch "Vom Träumen und Hoffen" entwickelte sich aus einer Improvisation heraus. Nachdem Wegener ihren Ensemblemitgliedern das Thema vorgestellt hatte, setzten alle spontan ihre Gedanken zu den Begriffen in Bewegung um.

Aus diesen verschiedenen Elementen wurde dann das Tanztheaterstück entwickelt. Ist Gudrun Wegener eine strenge Regisseurin? "In der Sache bin ich unnachgiebig. Ich stelle hohe Anforderungen und bin erst zufrieden, wenn die Szene perfekt ist. Im Umgang mit Menschen bin ich aber überhaupt nicht streng. Schließlich soll die Arbeit allen Spaß machen", lacht die Bonner Choreographin und ergänzt: "Träume sind wichtig für unser Wohlbefinden, nicht alle gehen in Erfüllung. Aber wo wären wir ohne sie. Sie verleihen uns Flügel und lassen uns zu neuen Welten aufbrechen", erklärt Gudrun Wegener abschließend.

Die Darsteller der Inszenierung "Vom Träumen und Hoffen" sind Heike Ammermüller, Erich Frehse, Klara Geilenkirchen, Ulrich Harings, Jutta Huberti-Post, Barbara Maier, Traudel Malunat, Eva Marischen, Hartmut Misgeld, Ellen Redeker, Maria Sagué, Susanne Schmutzler und Christoph Schulz.

Aufführungen am Freitag, 11. April, und am Samstag, 12. April, jeweils ab 20 Uhr in der Brotfabrik, Kreuzstraße 16 in Beuel. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt 7,50 Euro. Kartenvorbestellung unter der Telefonnummer 0228/42131-0 oder per Mail an schaufenster@brotfabrik-theater.de

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