Bei Haydns Kaiserquartett tanzen sie Samba

Kubanisches im Studio der Bonner Beethovenhalle - Klassik mit karibischem Temperament

Bonn. Als das Philharmonische Jazzorchester Dresden und das Trio "Klazz Brothers" im Rahmen einer Kuba-Tournee der Dresdner Philharmonie (was der altehrwürdigen Staatskapelle entspricht) im Frühjahr 2000 mit dem Ensemble Havanna zusammentrafen, hatte das Folgen.

Eine davon ist derzeit auf Deutschlandtour, um ihre CD vorzustellen: "Klazz Brothers meet Cuba Percussion", was soviel bedeutet wie: "Classic meets Cuba", so der eigentliche Titel des neuen Opus.

Und weil das Projekt vom zwischenzeitlich finanziell ins Trudeln geratenen Deutschen Musikrat unterstützt wird, war das Gastspiel der deutsch-kubanischen Formation in Bonn Ehrensache.

Das Studio der Beethovenhalle war allerdings recht übersichtlich besetzt, die Bühne hingegen barst vor der Dominanz einer imposanten Schlagwerk-Batterie.

Peu à peu finden sich die Klazz Brothers ein, Tim Hahn, Drummer, Tobias Forster, Pianist und Arrangeur, und Kilian Forster, Kontrabassist - in einem weiteren Leben Solobassist im Orchester der Dresdner Philharmonie. Und ab geht''s in einer Manier, die ein bisschen an Jacques Loussiers Play-Bach-Zeiten erinnert.

"Die Kunst der Fuge" bietet reichlich Stoff, und kleine Abstecher in die Jazzgeschichte sind auch noch drin. Schon befürchtet man, in eine Pianobar geraten zu sein, da betreten die beiden kubanischen Percussionisten Alexis Herrera Estavezda und Elio Rodriguez Luis die Bühne, und schlagartig steigt die Temperatur.

Ob Beethovens allererster oder der achten (Pathétique) seiner 32 Klaviersonaten, ob seiner fünften Sinfonie oder der 40. von Mozart, ob der Habanera aus Bizets "Carmen" oder Schuberts Forellenquintett, einer ganzen Reihe klassischer Highlights wird karibisches Temperament implantiert, das auch schon einmal rockige Züge ausprägen kann. Und als bei der Zugabe der berühmte Satz aus Haydns Kaiserquartett losfetzt, beginnt das Publikum, Samba zu tanzen.

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