Sol Gabetta und Bertrand Chamayou Bei Männern, welche Liebe fühlen

Sol Gabetta und Bertrand Chamayou kennen und mögen sich seit vielen Jahren. Das mag eine Erklärung für die punktgenaue Übereinstimmung im Zusammenspiel der argentinischen Cellistin und des französischen Pianisten sein - und für einen Dialog, der bei allem blinden Einverständnis packender und nuancierter nicht sein könnte.

 Eingespieltes Team: Sol Gabetta am Cello und Bertrand Chamayou am Klavier bei ihrem Gastspiel in der Beethovenhalle.

Eingespieltes Team: Sol Gabetta am Cello und Bertrand Chamayou am Klavier bei ihrem Gastspiel in der Beethovenhalle.

Foto: Barbara Frommann

In der ausverkauften Beethovenhalle beginnen die beiden mit den zärtlichen, anmutig-eleganten Variationen, die Beethoven 1801 über das Duett "Bei Männern, welche Liebe fühlen" aus Mozarts "Zauberflöte" komponierte. Das Klavier übernimmt die Rolle der Pamina, das Cello antwortet als Papageno mit immer neuen filigranen Abwandlungen des Themas. Schon in diesem Werk, das Beethoven nicht als verbissenen Titan, sondern als Flirtexperten zeigt, ergänzen sich Gabettas flexibler und elastisch federnder Celloton und Chamayous kristallklarer Anschlag vortrefflich.

In der folgenden Beethoven-Sonate A-Dur op. 69 gibt das Cello selbstbewusst den Ton an, vor allem im lyrisch strömenden Kopfsatz, den Sol Gabetta gewohnt tonschön und geschmackvoll gestaltet. Das motivisch prägnante Scherzo bezieht seine Spannung dagegen aus dem synkopischen Vorwärtsdrängen und schnellem Schlagabtausch der Dialogpartner. Aber so eingängig dieser Satz auch daherkommt, die beiden Solisten lesen zwischen den Zeilen immer neue Farben und Stimmungen und loten auch das gesangliche Trio in seiner ganzen Tiefe aus. Lange dürfen sie das Adagio nicht träumen, dann folgt schon das brillante Finale voller Schwung und Spielfreude.

Nach der Pause dann ein sperriges Stück: Chopins g-Moll-Sonate op. 65, um die der Komponist wenige Jahre vor seinem Tod schwer gerungen hat. "Ich bin einmal zufrieden, ein andermal nicht", schrieb er selbst darüber. "Ich werfe sie in die Ecke, dann sammle ich sie auf." Vor allem der ausgedehnte Kopfsatz, der sich in immer neuen Einfällen verrennt, entspricht so gar nicht dem leichten Händchen Chopins für die knappe musikalische Aussage. Doch unter der Führung von Sol Gabettas Guadagnini folgen wir den verschlungenen Wegen nur zu gern.

Irgendwie lässt die Cellistin auch den voluminösesten Ton geschmeidig und elegant wirken; leidenschaftlich gleitet sie durch die weit gespannte Kantabilität der Sonate, ohne die Bögen mit sentimentalem Vibrato oder allzu vielen schluchzenden Glissandi aufzuladen. Und wenn gefordert, ist ihre kraftvolle Bogentechnik mit rhetorischer Schärfe knarzend und knackend zur Stelle.

Bertrand Chamayou zeigt auch hier Noblesse und Transparenz, perfekt auf das Cello abgestimmt. Wer jedoch findet, dass Chopin nirgends so gut klingt wie auf dem Klavier, hätte sich vielleicht ab und zu ein noch kraftvolleres Auftrumpfen des Flügels gewünscht. Zum Schluss gibt es mit Chopins "Grand duo concertant sur des thèmes de Robert le diable" (Giacomo Meyerbeer) noch ein fulminantes Salon-Schaustück, das genau wie die im Zugabenteil gespielte, von Alexander Glasunow arrangierte Etüde cis-Moll op. 25 auch auf Gabettas und Chamayous Chopin-CD eingespielt ist.

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