"Bobbys Klassik" in Bonn Beifall für die Uraufführung von Klaus Wüsthoffs Kinderoper "Flori und der Kokofant"

Flori ist zwar überhaupt nicht dumm, aber dennoch hat er's ziemlich schwer in der Schule. Sein Lehrer bezeichnet den Jungen als renitent, wo Flori doch nur die Wahrheit sagen will. Kein Wunder, dass hier ein wütender Rebell heranwächst, einer, der mit seinen Problemen auch zu Hause bei der allein erziehenden Mutter wenig Verständnis findet. Er begreift nur, dass er eine Last für sie ist.

 Laura Iacovino (mit Kokofant) als Flori.

Laura Iacovino (mit Kokofant) als Flori.

Foto: Martina Reinbold

Es sind ganz klassische Probleme eines heranwachsenden Jugendlichen, die Klaus Wüsthoff in seiner Kinderoper "Flori und der Kokofant" auf die Bühne bringt. Der Komponist hat sie als Auftragswerk des Fördervereins des Beethoven Orchesters für die Reihe der Familienkonzerte im Opernhaus geschrieben, wo sie am Sonntag in zwei ausverkauften Vorstellungen unter szenischer und musikalischer Leitung von Thomas Honickel ihre gefeierte Uraufführung erlebte. Der heute 91-jährige Komponist und Librettist hat sein Werk mit großer Empathie für die Lebenswirklichkeit der jüngsten Generation, seiner Urenkel-Generation, geschrieben.

In der Oper geht die Geschichte freilich gut aus. Mit Hilfe eines Schutzengels und eines Stofftieres, das den hübschen Namen "Kokofant" erhält, gelingt es Flori, den Kern seines Ichs, seine Kreativität zu entdecken, die alle Wut vergessen macht.

Nicht nur die Geschichte könnte sich so oder so ähnlich in vielen Haushalten zutragen, sondern auch die Musik spricht eine heutige Sprache. Wüsthoff bedient sich in seiner Kinderoper, die eigentlich eher ein Musical ist, vieler Einflüsse, wobei Bernsteins "West Side Story" ebenso als Referenz erscheint wie ein cooler Rap; oder als Kontrast dazu das Volkslied "Ännchen von Tharau", das im dramatischen Zusammenhang freilich ironisch gebrochen erscheint: Die Schüler müssen es unter Anleitung ihres strengen, Lehrers in dreistimmigem Satz singen. Freilich gefällt den lieben Kleinen die musikalische Welt Floris sehr viel besser.

Für die Beteiligten war die Uraufführung eine große Sache, der sie mit großem Engagement zum Erfolg verhalfen. Der Bobbys Klassik Kinder- und Jugendchor sang die gar nicht einmal so einfachen Partien sicher und mit ansteckender Begeisterung. Bei den Solisten, die alle mit Mikroports ausgestattet waren, sind nicht in erster Linie angehenden Opernstimmen gefragt, sondern Sängerdarsteller mit Persönlichkeit.

Die brachte Laura Iacovino, die in der Matinee-Vorstellung die Titelpartie sang, unbedingt mit. Sie spielte den jungen mit anrührendem Realismus und erwies sich sowohl im Rap als auch im Gesang als wunderbare Akteurin. Anna Feichtinger beeindruckte auf Ballett-Spitzenschuhen und mit feiner Stimme als Zauberengel Feli, Lena Feichtinger, die auch für die Choreografie zuständig war, als Mutter. Norbert Linßen brachte mit fester Baritonstimme als Lehrer und Polizist Autorität ins Spiel. Einen tollen Auftritt hatte auch Janina Carstens als Traumflori.

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