Projektchors Aegidienberg Beim Kulinarischen Chor-Konzert gibt es zu jedem Stück eine Erläuterung

AEGIDIENBERG · Singen, essen, singen. Beim kulinarischen Chorkonzert in der Friedenskirche konnten die Besucher eine Probe des Projektchores der evangelischen Gemeinde nachempfinden. Es geht dann immer zu wie beim Fußball: zwei (musikalische) Halbzeiten und der Pausentee mittendrin.

 Stimmlich gut präpariert präsentiert sich der Chor seinem Publikum.

Stimmlich gut präpariert präsentiert sich der Chor seinem Publikum.

Foto: Frank Homann

Für die Besucher der Veranstaltung hatten die Sänger ein Buffet aufgebaut. Einfach lecker! Aber mindestens genauso gut mundete die gesangliche Kost. Das Motto lautete: "Jedes Lied hat (s)eine Geschichte!".

Presbyter Sönke Grunwaldt, der seit zwei Jahren den Chor leitet, hatte zu jedem Stück spannende Storys auf Lager, die er mit Witz, Charme und Ausdruckskraft erzählte. Die elf Frauen und vier Männer seines Chores präsentierten sich stimmlich gut präpariert. Vor allem war ihnen auch die Freude am Gesang anzumerken, die sich auf das Publikum übertrug. Mehrfach gab es Zugabe-Rufe. Und dieser Forderung folgten die Sänger sehr gern.

"Mbube", auf Deutsch "Löwe", musste gleich zwei Mal aufgeführt werden. Der südafrikanische Zulu-Musiker, Sänger und Komponist Solomon Linda schrieb es 1939. Er verkaufte die Rechte für den geringen Betrag von 3,12 Dollar an seinen Verlag. Während Linda 1962 verarmt verstarb, spielte das Lied, das mittlerweile von mehr als 150 Interpreten gesungen wurde, 150 Millionen Dollar ein, konnte Sönke Grunwaldt berichten. Bekannt ist es vor allem unter den Titeln "The Lion Sleeps Tonight" und "Wimoweh". Ein kleiner Trost: Nachdem das Lied im Disney-Trickfilm "König der Löwen" verwendet wurde, gab es einen Rechtsstreit und Lindas Erben erhielten eine Entschädigung.

Mit "Early on morning", einem alten englischen Volkslied, legten die Sänger einen guten Start hin. "Dein, o Herr ist die Kraft" von Max Reger und "Es freit ein wilder Wassermann", ein Volkslied aus Nordböhmen, gehörten zum Programm, ebenso "Jamaica Farewell". Sönke Grunwaldt übersetzte auch den irischen Reisesegen "An Irish blessing": "Möge Dir Dein Weg leicht werden, mögest Du immer Rückenwind haben ... - und bis wir uns wiedersehen." Grunwaldt: "Die Iren hatten ja viele Gründe, viel zu reisen. Nicht zuletzt die Armut veranlasste sie, das Land zu verlassen."

Zum Klassiker "Der Mond ist aufgegangen" gab es natürlich auch eine Geschichte. 70 Vertonungen liegen dazu vor. Der Text ist von Matthias Claudius. Aber er habe ein bisschen abgekupfert von Paul Gerhardts Gedicht "Nun ruhen alle Wälder". Veröffentlicht wurde es jedenfalls im Vossischen Musenalmanach. "Seither fehlt es in kaum einer Anthologie." Für die Briten sei "O Danny Boy" das Pendant. Und auch dieses 200 Jahre alte populäre Lied war in der Kirche zu hören.

Jetzt ist erst einmal Sommerpause für den Projektchor. Ab 12. September geht es mit den Proben weiter. Dann bereiten sich die Sänger auf das Weihnachtskonzert vor. Die kulinarische Veranstaltung war indes der erste Auftritt mit weltlicher Chorliteratur. Presbyterin Gisela Zierau, die sich dem Chor ebenfalls angeschlossen hat, meinte: "Es macht einfach Spaß. Singen ist ein tolles Gefühl."

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