Belcanto in Bonns guter Stube, Historisches auf Schloss Hagerhof

Sopranistin Lucia Aliberti brilliert in Beethovenhalle - Bad Honnef wandelt auf Spuren von Johannes Brahms

Belcanto in Bonns guter Stube, Historisches auf Schloss Hagerhof
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Bonn. Vincenzo Bellini und Richard Wagner gelten eigentlich als Antipoden in der Operngeschichte. Der eine wollte mit kunstvollen Melodien die Herzen der Zuhörer ergreifen, der andere durch eine raffinierte Kombination von Gesang, Dichtung und Instrumentalmusik. Beide Komponisten begegneten sich im jüngsten Konzert des Beethoven Orchesters, was zu einer etwas sonderbaren Dramaturgie führte. Im steten Hin und Her wechselte das Programm zwischen Arien-Perlen aus Bellini-Opern und Wagnerschen Opernouvertüren.

Die Sopranistin Lucia Aliberti, vielfach als "Königin des Belcanto" gefeiert, bewies auch in der Beethovenhalle, dass sie noch immer über eine bewundernswerte Technik und Koloraturengewandtheit verfügt. Dem Gebet der Beatrice aus "Beatrice di Tenda" verlieh sie eine ergreifende Innigkeit, in der Arie der Elvira ("Qui la voce") aus "I Puritani" betörte sie mit federleichten schnellen Passagen und enormer Ausdruckskraft.

In der Arie der Guiletta ("Morte io non temo") aus "I Capuleti" ließ sich ebenfalls bestaunen, wie kunstvoll Aliberti Passagen in ein fast unhörbares Pianissimo zurücknehmen kann. Das sind allerdings Effekte, die die Melodielinie gleichsam pulverisieren und dicht an der Grenze zum Selbstzweck stehen. Für ihr hinreißendes Koloraturenfeuerwerk in der Arie der Amina aus "La Sonnambula" erntete sie gleichwohl Ovationen des Publikums.

Eine großartige Leistung bot das Beethovenorchester, das unter Leitung von Roman Kofman in den Arien für eine kluge Begleitung sorgte und in den Wagner-Ouvertüren und -Zwischenspielen mit Klangschönheit und packendem Zugriff glänzte.

Bedenklich blieb nur dies: Da tritt eine der gefragtesten Sopranistinnen der Welt auf - und die Beethovenhalle ist nur etwa zur Hälfte gefüllt. Das muss im neuen Festspielhaus besser werden.

Bad Honnef. Zurück ins Jahr 1896 führten die Kammerkonzerte auf Schloss Hagerhof. Damals weilte zu Pfingsten eine illustre Schar Musiker auf dem Herrensitz der Familie Weyermann, unter ihnen auch Johannes Brahms. Der hatte hier Quartier bezogen, nachdem er an der Beerdigung von Clara Schumann (am 24. Mai) auf dem Bonner Hauptfriedhof teilgenommen hatte.Das Programm, das im Mai vor 112 Jahren auf Schloss Hagerhof gespielt wurde, erlebte nun seine "Wiederauferstehung" im Rahmen "Historischer Konzerte". Die Idee zu dem Konzertzyklus geht auf den Bassbariton Ulrich Schütte zurück. Seit 1996 veranstaltet er auf Schloss Hagerhof Lieder- und Kammermusikabende.

Bis in die letzten Winkel drängten sich die Zuhörer, als das "Signum-Quartett" mit Robert Schumanns Quartett A-Dur den Auftakt zum ersten von insgesamt vier Konzerten gab. Die jungen Musiker lieferten eine packende, aufwühlende Interpretation ab.

Zusammen mit dem Pianisten Caspar Frantz führte Ulrich Schütte im Anschluss die "Vier ernsten Gesänge" von Brahms auf. Schütte gab den Liedern den rechten Ausdruck von Altersweisheit, Frantz erwies sich als ausgezeichneter Liedbegleiter.

In Schumanns Klavierquintett Es-Dur trat eine ad-hoc-Formation auf, bestehend aus Yun-Jin Cho und Lucja Madziar, Violine, Aidan Pendleton, Viola (für den erkrankten Nils Mönkemeyer), sowie Julian Arp, Violoncello, und Caspar Frantz, Klavier. Man erlebte eine schwelgerische und glutvolle Wiedergabe. Im zweiten Konzert erklang (mit denselben Musikern) der erste Satz des Klavier-Trios c-Moll sowie das Klavierquintett f-Moll von Johannes Brahms. Beide Werke wurden mitreißend dargeboten.

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