Benefizkonzert für Ankauf von Beethovens Diabelli-Autograph

Achterbahnfahrt der Gefühle - Pianist Rudolf Buchbinder zelebriert im Kammermusiksaal alle Ecken, Kanten und Reibungen der Diabelli-Variationen

Benefizkonzert für Ankauf von Beethovens Diabelli-Autograph
Foto: dpa

Bonn. Die letzte Runde im Spendenmarathon zum Erwerb der Originalhandschrift von Beethovens Diabelli-Variationen ist eingeläutet: "Nach diesem Abend sind 31 von 33 Variationen finanziert", erklärte der Direktor des Beethoven-Hauses, Andreas Eckhardt, zu Beginn des Benefizkonzerts im Kammermusiksaal.

Und wer Rudolf Buchbinders Interpretation von op. 120 gehört hat, wird nicht abstreiten können, dass das Autograph eines so spannenden Klavierwerkes alle Mühen wert ist. Schon der kraftvolle und plastische Zugriff auf das von Anton Diabelli vorgelegte Thema klingt so gar nicht nach dem trivialen "Schusterfleck", als den Beethoven den Diabelli-Walzer abfällig tituliert hat. Es folgen 33 geistreiche Veränderungen, mit denen der Komponist die Hörgewohnheiten seiner Zeit aufbricht und den Hörer immer wieder aufs Neue herausfordert.

Buchbinder betätigt sich als Ko-Provokateur, indem er sich so weit wie möglich vom glatten Schönspiel distanziert, alle Ecken, Kanten und Reibungen der Variationen kontrastreich zelebriert. Ganz gleich, ob im gewichtigen "Grave e maestoso" (Var. XIV) oder im darauf folgenden, kichernden "Presto scherzando" (XV) - jede Stimme, jeder Ton hat etwas zu sagen und wird mit Nachdruck herausgearbeitet, ohne den stimmigen Zusammenklang zu gefährden. Und wenn die Variation XXII Leporellos Arie "Notte e giorno faticar" aus Mozarts "Don Giovanni" sehr gemessen und unfrivol zitiert, so scheint Beethoven dem Vorgänger mit dem überfallartig anschließenden "Allegro assai" zeigen zu wollen, wie moderne Musik zu klingen hat.

Doch nicht alles an diesen Diabelli-Variationen ist ruppige Wildheit und akzentuierte Originalität. Buchbinder genießt auch die stilleren Stücke, wie etwa Variation XXVI, die, wenn nicht ätherisch, so doch sehr elegant daherkommt, und die drei langsamen Sätze am Schluss bezaubern dank der durchdachten Anschlagskultur des Pianisten durch Kantabilität und Ausdruck. "In den Diabelli-Variationen widerspiegelt sich für mich das gesamte Leben Ludwig van Beethovens", sagt Buchbinder über op. 120, "sein Rückblick mit all den Höhen und Tiefen, die Beethoven mit seinen extrem emotionalen Empfindungen durchlebte". Eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

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