Bundeskunsthalle in Bonn Bernar Venet stellt sein Werk und das Projekt „Arc '89“ vor

Bonn · Der französische Bildhauer Bernar Venet stellt sein Werk und das Projekt „Arc '89“für den Trajektkreisel an der B9 in der Bundeskunsthalle vor. Zum Abschluss zeigt er eine Performance.

Der Countdown läuft für das dritte Werk des Skulpturenprojekts, das die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. in Bonn realisiert: In zwei Monaten, am 5. Juni, enthüllen Vizekanzler Sigmar Gabriel und Bonns OB Ashok Sridharan Bernar Venets Monumentalskulptur „Arc '89“ auf dem Trajektkreisel an der B 9 vis-à-vis der Bundeskunsthalle. Am Mittwochabend stellte der französische Bildhauer im Forum der Bundeskunsthalle sein Werk vor, anschließend präsentierte der 74-Jährige eine schweißtreibende Performance.

Schon als Elfjähriger wusste der im provençalischen Städtchen Château-Arnoux-Saint-Auban geborene Venet, dass er Künstler werden wollte. Eine „Badende“ von Auguste Renoir hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Der Knabe stellte die richtigen Fragen, recherchierte weiter, reifte zum Künstler, der mit 14 Jahren in der Schule seine erste Ausstellung hatte. „Mein Ziel war nicht, Kunst zu machen, sondern die Möglichkeiten auszureizen“, sagte der smarte Franzose in charmantem Englisch. Venet skizzierte die Wege, die zu „Arc '89“ führen, der aus 14 Stahlbögen aus Cortenstahl bestehenden Skulptur für Bonn, die an die Wiedervereinigung erinnern soll und mit den 16 Länder-Säulen vor der Bundeskunsthalle korrespondiert.

Venet begann als Maler monochromer Bilder, interessierte sich bald immer mehr für die Geometrie, für Winkel, Linien und Diagonalen. So sehr, dass sein prominenter Kollege Ben Vautier meinte: „Das ist keine Kunst, das ist Mathematik.“ Venet demonstrierte im Forum anhand von projizierten Kunstwerken, wie sich die gemalten Winkel und Linien verselbstständigten, dreidimensional wurden.

Erst als Objekte an der Wand, später frei stehend in der Landschaft oder im Stadtbild. Der Stahlbogen erscheint als Solitär oder in der Gruppe als weithin sichtbare Landmarke oder er türmt sich mit weiteren Elementen als „Kollaps“ oder „Disorder“ in der Ecke eines Museums. Was wie ein Zufallsprodukt anmutet, ist akribisch geplant, wird in Modellen vorbereitet.

Venet ist ein Meister der Inszenierung – und des Selbstmarketings. Er hat seine rostigen Bögen und aufregenden Stahlstäbe sowie -winkel schon in der ganzen Welt verteilt, sehr effektvoll im Park von Versailles, vor venezianischen Palazzi anlässlich der Kunstbiennale oder bei den Documentas 6 und 7 platziert. Südkorea und Deutschland seien die Staaten mit den meisten Venet-Werken, erzählt er. Der Krefelder Museumsmann Paul Wember entdeckte ihn nicht nur für Deutschland, er leitete auch den Durchbruch des Franzosen in der Kunstwelt ein.

In der Bundeskunsthalle gab Venet auch einen Einblick in sein neuestes Projekt aus weltweit kommunizierenden schräg stehenden Riesensäulen aus Stahl. Über sein Bonner Werk, das seit eineinhalb Jahren entwickelt wird, ließ er lieber Walter Smerling, den Geschäftsführer der Stiftung für Kunst und Kultur sprechen. Der meinte zu dem privat finanzierten Kunstwerk kämpferisch, Kunst im öffentlichen Raum sei „nicht der ästhetische Überschuss der Leistungsgesellschaft“. Die 17 Meter hohe, 42 Tonnen schwere Skulptur „Arc '89“ werde den „typischen Unort Trajektkreisel neu definieren und energetisch aufladen“, versprach Smerling und verstieg sich zu der Vision, „Arc '89“ werde „das neue Brandenburger Tor“.

Mit einer Performance schloss Venet den sehr gut besuchten Informationsabend ab. Der Künstler bestrich einen von Assistenten stabilisierten herabhängenden Stahlträger mit Farbe und drückte ihn mehrfach an die Wand, so dass sich teils beabsichtigte, teils zufällige Flecken und Linien auf der Wand abzeichneten. Es war gewissermaßen der umgekehrte Prozess seiner Kunst. Venets Werk entwickelte sich aus dem zweidimensionalen Blatt oder der Leinwand in die dritte Dimension; die Bonner Aktion ging hingegen von einem Stahlträger aus, der eine zweidimensionale Zeichnung hinterließ.

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