Deutschland geht es gut und das aus gutem Grund.Die Wirtschaftszahlen steigen an und wir hatten sogar weiße Weihnachten imletzten Jahr. Bernd Stelter ist fest überzeugt, dass es dem"Deutschen nur gut geht, wenn es ihm schlecht geht." Und Grund zum"Motzen" gäbe es ja immer. Selbst dann, wenn eigentlich alles perfektläuft. Stelter schlüpft zum Beispiel in die Rolle eines Versicherungsangestelltenund Familienvaters, der in aller Harmonie lebt und mit diesem Zustand absolutunterfordert ist.

"Beim Elternsprechtag fühlt man sich richtigausgeschlossen. Meine Kinder haben kein ADHS, brechen nicht die Schule ab undzünden keine Autos an. Wie langweilig", stöhnt er in seiner Paraderolle.Dieser Teil von Stelters Programm ist jedoch nur klein. So gibt es auf derBühne einen rasanten Wechsel zwischen kleinen Sketchen, Gitarrenstücken undflotten Songs am Flügel.

Egal ob Hauptdarsteller aus Politik und Sport oder denKlatschspalten - Stelter macht den medialen Rundumschlag und jeder bekommtseine humoristische Abreibung. So textet Stelter altbekannte Songs um("Sah´ ein Knab´ ein Rösler stehen") oder rechnet mitallgegenwärtigen "Schlagzeilen-Bringern" ab, ganz gleich obGuttenberg, Kachelmann oder Katzenberger. Das kommt an.

Dies ist vor allem dem "wie" zu verdanken. Stelterist spitzzüngig und ein Wortakkrobat, bleibt aber immer oberhalb derGürtellinie. Selbst bei Themen in der moralischen Grauzone. Wenn Stelter ausDean Martins "Amore" eine Hommage an Berlusconis"Bunga-Bunga-Parties" präsentiert, bleibt dennoch alles erfrischendverspielt und jugendfrei.

Höhepunkt des Abends war das Finale: Mit einigendigitalen Musikbeispielen aus der Schlager-Szene der 70er Jahre erklärt Stelterdie Welt und hat am fortgeschrittenen Abend eines erreicht. Knapp 1800Mundwinkel waren mehr als "hoch".