Rolandseck Festival Berührende Interpretation von Schuberts Streichquintett

Im Anfang war das Horn, und darauf spielte der Musiker Chezy Nir Olivier Messiaens "Appel Interstellaire" aus "Des canyons aux étoiles".

 Kammermusik in Rolandseck: (von links) Guy Braunstein, Boris Brovtsyn, Amihai Grosz, Zvi Plesser und Sol Gabetta spielen Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur.

Kammermusik in Rolandseck: (von links) Guy Braunstein, Boris Brovtsyn, Amihai Grosz, Zvi Plesser und Sol Gabetta spielen Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur.

Foto: Giovanni Ausserhofer

Einen Moment der Verlorenheit des um Trost bittenden Menschen hörte Messiaens Komponistenkollege Thomas Daniel Schlee aus dieser unglaublich vielschichtigen Hornstimme heraus, die Nir als Eröffnung des zweiten Abends beim Rolandseck Festival im ausverkauften Arp Museum mit bewundernswerter Virtuosität intonierte.

Das Gefühl der Verlorenheit und die Sehnsucht nach Trost machen Messiaens Opus zu einem nahen Verwandten des Streichquintetts von Franz Schubert, das den Abend beschloss, nachdem zuvor noch Werke von Beethoven und Rimski-Korsakov zu hören gewesen waren. Schuberts Quintett zählt ganz ohne Zweifel zu den solitären Gipfelwerken der Kammermusik nicht nur des 19. Jahrhunderts. Das kurz vor seinem viel zu frühen Tod entstandene Werk geht nahe, berührt jeden Hörer, dessen Herz nicht aus Stein ist, zutiefst.

Vor allem wenn es so ausdrucksvoll gespielt wird wie an diesem Abend. Die von Festivalleiter Guy Braunstein an der ersten Geige angeführte und mit der Cellistin Sol Gabetta an der ersten Cellostimme komplettierte Quintettbesetzung spielte schon im ersten Satz mit großer emotionaler Hingabe, man hörte einander zu, reagierte unmittelbar und verständig auf die Phrasierung der anderen. Ein Wunder an musikalischer Schönheit ist das Adagio, das in lichtem E-Dur steht und doch so unendlich traurig ist.

Guy Braunstein spielte seine Geige mit berührender Zartheit, bevor er gemeinsam mit Sol Gabetta den Unisono-Klagegesang des erschütternden f-Moll-Mittelteils anstimmte, der von dem zweiten Geiger Boris Brovtsyn, dem Bratschisten Amihai Grosz und dem zweiten Cellisten Zvi Plesser mit klanglich ungemein schön ausbalancierten Akkorden gleichsam vorwärts getrieben wurde.

Auch das Scherzo kann sich noch nicht wirklich von dieser Stimmung befreien, erst im ungarisch angehauchten Finale, das die fünf Streicher wunderbar leicht und tänzerisch spielten, scheint der Bann gebrochen. Jeder Ton war hier Erlösung. Das Publikum applaudierte stehend.

Vor der Pause war noch Ludwig van Beethovens Klaviertrio in Es-Dur op. 70,2 erklungen. Am Klavier setzte ein großartiger Ohad Ben-Ari musikalische Akzente, Guy Braunstein und Sol Gabetta ließen in ihrem Zusammenspiel eine innige musikalische Vertrautheit erkennen.

Vor der Pause war noch Nikolai Rimski-Korsakovs Quintett für Klavier und Bläser zu hören, dessen musikalische Substanz vornehmlich aus hübschen Oberflächenreizen besteht, die von Ben-Ari am Klavier, der Flötistin Gili Schwarzman, dem Klarinettisten Chen Halevi, dem Hornisten Chezi Nir sowie Gilbert Audin am Fagott mit hinreißender Verve zelebriert wurden.

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