Bis 2013 Herr übers Bonner Theater

BONN · Mit wem auch immer er einen Pakt geschlossen haben mag, Klaus Weise opponiert erfolgreich gegen die Gesetzmäßigkeiten des Alters. Kaum glaublich, aber wahr, am Freitag wird der Bonner Generalintendant 60.

Der Theater- und Opernmacher wurde 1951 in Gera geboren und zog 1958 mit seiner Familie in die Bundesrepublik. Während des Studiums in München war Weise Hospitant und Regieassistent am Stadttheater Ingolstadt. Zwischen 1975 und 1978 arbeitete er als Regieassistent am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.

Danach begann Weises stationenreiche Deutschlandtour als freier Regisseur, bis er als Schauspieldirektor in Darmstadt verpflichtet wurde. Zur Spielzeit 1991/92 übernahm er die Intendanz des Theaters in Oberhausen. Die kleine Bühne erwarb sich bald überregionalen Ruhm und Anerkennung. Weises Reputation weckte Begehrlichkeiten in anderen Städten.

Ab der Saison 2003/04 herrschte er über Theater, Oper und Tanz in Bonn. Wobei das Vermögen in seiner Etat-Schatulle viel weniger wog als das seiner Vorgänger Eschberg und Beilharz. Weise musste (und muss) mit Mittel- und Personalabbau leben und trotzdem vorzeigbare Produktionen abliefern. Es ging einiges verloren: die Theater-Biennale, das eigene Tanzensemble.

Im vergangenen Juli war für Weise eine Grenze überschritten. Die Absicht seines Arbeitgebers, der Stadt Bonn ab 2013 beim Theater 3,5 Millionen Euro jährlich einzusparen, bedeute für ihn eine Entwicklung, die er nicht mittragen wolle, erklärte der Intendant. "Die Stadt will die 3,5 Millionen. Ob die im Theater zu realisieren sind oder nicht, ist nicht geprüft. Ich sage, nur mit schwersten Verlusten, und dazu stehe ich nicht zur Verfügung."

Weise fühlte sich von den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung im Stich gelassen: "Man verteidigt die Kultur nicht mehr." Damit kündigte er seinen Abschied von Bonn im Jahr 2013 an.

Es hat sich viel getan seit dem September 2003, als Weise im Schauspiel mit dem "Tartuffe" von Molière in eine neue Ära startete. In unserer Kritik hieß es: "Den Erwartungsdruck, der auf ihnen lastete, haben Weise und sein Ensemble auf produktive Weise genutzt, haben ihn kanalisiert in eine mit Liebe zum Detail ausgearbeitete Inszenierung.

Simon Werles flotte Übersetzung und die Sprechkultur der Darsteller brachten Molières Zeilen zum Klingen; ein Klassiker ohne Patina. Am Ende war die Entspannung beim künstlerischen Personal wie beim Publikum spürbar. So kann's weitergehen. Vielleicht war das der Beginn einer beide Seiten beglückenden Beziehung."

Die Beziehung zwischen Theater und Publikum hält bis heute, wobei Weise zuletzt inspirierter in der Oper gearbeitet hat als im Schauspiel. Wenn er 2013 geht, wird er zehn Jahre in Bonn abgeleistet haben. Wir haben ihm viel zu verdanken.

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