Bizarre Spielorte und historische Modenschau

Oper öffnet ihre Türen vom Keller bis zur Dachterrasse - Mit Führungen, Konzerten, Musical und Tanz stellt sich das Theater Bonn vor - Defekter Scheinwerfer ruft Rettungskräfte auf den Plan

Bizarre Spielorte und historische Modenschau
Foto: Frommann

Bonn. "Zutritt für Unbefugte verboten" steht auf der schweren Metalltür irgendwo in den verwinkelten Kellerfluren der Oper. Besucher haben hier nichts zu suchen. Normalerweise. Doch an diesem Tag ist alles anders. Das Theater Bonn feiert Tag der offenen Tür - und nimmt das ziemlich wörtlich.

Satellit 8, eine Tanz-Performance von Ziv Frenkel, ist eine Führung der besonderen Art. Dunkle, stumme Gestalten huschen durch die Kellergänge, winden sich durch Zuschauergruppen, locken zu immer neuen, bizarren Spielorten.

In einen Duschraum, wo sich eine heruntergekommene Figur räkelt, in den Technikraum, wo sich die Tänzer zu Heavy-Metal-Musik robotergleich bewegen, ins Treppenhaus, wo eine brünette Schönheit verzweifelt zwischen Kochtöpfen herumtappst.

Während unten die Zuschauer von einer surrealistischen Szene zur nächsten wandern, werden die Besucher oben vor dem Haupteingang Zeugen einer historischen Modenschau.

Das Theater hat wieder einmal seine Kleiderkammer ausgeräumt und versteigert die Kostüme von Carmen, Figaro und Co nun an Liebhaber.

Annette Tenapp wollte eigentlich nur zusehen. Aber zu dem edlen Mantel mit Kunstpelz-Kragen kann sie dann doch nicht nein sagen. Für 75 Euro ein echtes Schnäppchen. "Für Karneval ist er mir eigentlich zu schade", meint sie, als sie den Zuschlag bekommt. "Vielleicht kann ich ihn ja einmal zu einem feierlichen Anlass tragen."

Ein Theaterfest aber wäre keines, wenn nicht auch gesungen und gespielt, geprobt und rezitiert würde. So sangen Ensemblemitglieder Ausschnitte aus der Operette "Die lustige Witwe", Opernsolisten trugen Arien vor. Und mit "Anatevka" und "Männerhort" wurden zwei Höhepunkte der letzten Spielzeit noch einmal auf die Bühne gebracht. Wen bei so viel Kunst die Muse packte, der durfte beim Karaoke-Abend zeigen, was er kann.

Für ungeplante Aufregung sorgte ein "Auftritt" der besonderen Art: Gegen 14.15 Uhr fuhren Löschfahrzeuge, Rettungs- und Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene vor. Die Sicherheitstechnik hatte automatisch Alarm ausgelöst, weil ein Kunststoffteil an einem Scheinwerfer angefangen hatte zu schmoren. Nichts Ernstes also, die Feuerwehr konnte wieder fahren. Sehr zur Erleichterung der Besucher - schließlich hat es erst vor drei Wochen in der Oper gebrannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort