"Blues Caravan" rockt in Endenicher Harmonie

Junges Trio im Leoninum und ungewöhnliches Programm in Trinitatis-Kirche - Diese Frauen haben den Blues

"Blues Caravan" rockt in Endenicher Harmonie
Foto: Walter Schnabel

Harmonie. Am frühen Sonntagabend, eine knappe Stunde vor der Tagesschau, brandet Jubel auf in der Harmonie, gellen Pfiffe durch den Raum in Richtung Bühne. Die, der diese für einen Sonntagabend ungewöhnlich laute Form der Anerkennung gilt, ist mit ihren 22 Jahren bereits eine begnadete Blues-Gitarristin: Joanne Shaw Taylor.

"I want you to love me" heißt eins ihrer an dem Abend energetisch vorgetragenen Blues-Stücke. Dieser Wunsch geht vor dem fast ausschließlich männlichen Publikum in Endenich in Erfüllung. Die britische Gitarristin ist das jüngste Mitglied im diesjährigen "Blues Caravan", der unter der Federführung des Blues-Labels "Ruf Records" derzeit durch Europa tourt. Mit Mike Griot (Bass) und Denis Palatin (Schlagzeug) steht ihr und den beiden nachfolgenden jungen Gitarristen eine virtuose Rhythmus-Sektion zur Seite.

Der erst 18-jährige Brite Oli Brown weiß mit seiner Stratocaster-Gitarre ebenfalls zu beeindrucken: Sein jugendlicher Witz blitzt vor allem bei den selbst geschriebenen Stücken ("Played by the devil") auf. Zum Beispiel, wenn mitten in einem rasanten Solo die "Flintstones"-Melodie auftaucht. Mit seiner furiosen Interpretation des Ram-Jam-Klassikers "Black Betty" punktet er in der Harmonie vollends.

Die letzte im Bunde, die 29-jährige Finnin Erja Lyytinen, erarbeitet sich das Wohlwollen der Menge mit sphärischem Bottleneck-Spiel. Ihre lasziv vorgetragene "Steamy Windows"-Interpretation klingt fast besser als das Original von Tina Turner. Bevor die drei Gitarristen ihr Publikum nach zweieinhalb Stunden entlassen, lassen sie ihre Instrumente gemeinschaftlich aufheulen - ein rockiges Finale.

Collegium Leoninum. In der Februar-Matiniée in der Alten Kirche des Collegium Leoninum, wo in Zusammenarbeit mit der Kölner Musikhochschule in regelmäßigen Abständen junge Künstler vorgestellt werden, präsentierte sich das Pescatori Klaviertrio. Sein Programm hieß "Nähe und Ferne - musikalische Dichte" und hatte Werke von Haydn, Beethoven und Schumann versammelt.Das späte C-Dur-Trio Hob. 27 von Joseph Haydn und das frühe G-Dur-Trio op. 1 Nr. 2 von Ludwig van Beethoven sind beispielsweise fast gleichzeitig entstanden (vor 1797 und 1793-95) und doch sind sie bereits recht unterschiedlich: bei Haydn noch ganz die klassische Form und, hier jedenfalls, muntere Tonsprache, bei Beethoven alles formal schon recht ausgeweitet und der Viersätzigkeit der Symphonie verpflichtet, dazuhin von einem besonders schönen und expressiven Largo geadelt. Vollends in die romantische Ferne gerückt dann Robert Schumanns Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63 von 1847, das Leidenschaft und Empfindungstiefe anrührend verbindet.

Das erst 2008 formierte Pescatori Trio nun mit Stephan Zilias (Klavier), Benedikt Wiedmann (Violine) und Marshal McDaniel (Violoncello), alle drei Jahrgang 1984 und 1985, bringt bereits eine erstaunliche musikalische Reife sowie ganz vorzügliches technisches Können mit. Die klangliche Balance untereinander, selbst bei einem so voluminösen Instrument wie dem Fazioli-Flügel und angesichts des speziell beim Haydn-Trio deutlich im Vordergrund stehenden Klavier-Parts war durchaus wohl gelungen.

Zudem eint alle eine große klangliche und ausdrucksgestalterische Intensität, ein ausgesprochen energie- und schwungvoller Musizierstil, der im Besonderen natürlich die jeweiligen Finalsätze und auch die Scherzi prägte. Und was Beethovens "Largo con espressione" und Schumanns "Langsam, mit inniger Empfindung" angeht, so ließen sie gleichfalls keine Wünsche offen. Man möchte hoffen, dass das Trio seinen Weg weiterhin machen wird.

Trinitatis-Kirche. Von nächtlichen Gesängen und der Sehnsucht der Liebenden in den verschiedensten Facetten handelte das romantische Programm des "Trio Contrejour" in der Endenicher Trinitatis-Kirche. In sechs selten zu hörenden Liedern von Felix Mendelssohn Bartholdy legte Mezzosopranistin Susanna Frank mit warm timbrierte Stimme süßen Schmerz, den sie in "Auf Flügeln des Gesangs" melodiös entfaltete.Rhythmisch galant begleitete sie Hedayet Djeddikar am Flügel in "Neue Liebe", in der das lyrische Ich die Elfen im Wald reiten sieht. Daniel Agis weicher Flötenton komplettierte Moritz Hauptmanns melancholische "Meerfahrt" und den "Nachtgesang", der auch in Albert Roussels "Deux Poèmes de Ronsard" zusammen mit Frank die Gedichte aus der Renaissance lautmalerisch zu gestalten vermochte.

Nicht weniger überzeugten Roussels "Krishna" aus "Joueurs de flûte" und André Caplets "Rêverie et Petite Valse". Mit Agis einnehmend virtuosem Spiel geriet Carl Reineckes programmatische Sonate "Undine" nach der Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué überaus spannend. Jaques Iberts "Deux Stèles Orientées de V. Segalen" sangen von der Liebe, bevor Reineckes "Waldesgruß" und "Frühlingsblumen" in der so gut harmonierenden Trio-Besetzung den Abend beschlossen. "Près des remparts de Seville" aus Georges Bizets "Carmen" in eigener Bearbeitung gab es als willkommene Zugabe.

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