Harmonie Bonn Bluesrock mit The Brew bei den Crossroads-Tagen

bonn · Nach dem trunkenen Abend mit Phillip Boa wirkt der dritte Crossroads-Tag wie eine Ruhepause vor dem Sturm des kommenden Abschlusstages. Der kanadische Bluesgitarrist Colin Linden macht den Auftakt. Sein Blues, garniert mit Countryelementen, trabt in gemütlich-groovendem Mid-Tempo durch die lang herbeigesehnte warme Frühlingssonne.

 Gute Stimmung bei The Brew aus England.

Gute Stimmung bei The Brew aus England.

Foto: Wolfgang Schneider

Wird es mal schneller, bremst Linden sich im nächsten Stück wieder aus. Sein großes Talent für herzerwärmende Soul-Nummern lässt er nur an einer Stelle ("Sugar Mine") aufblitzen. Schade, Linden bleibt an diesem Abend unter seiner Möglichkeiten.

Das Potenzial der zweiten Band des Abends, Black Rust aus Ahlen in Westfalen, liegt im wehmütig-atmosphärischen Folkrock. Sänger Jonas Künne bezeichnet ihre Musik als "traurige Männer-Musik". Das muss man als leichte Ironie verstehen. Denn Künne und seine Mitstreiter wirken äußerlich, als würde das Bestehen des Abiturs gerade drei Jahre zurückliegen. Ihr Weg vom covernden Akustikduo zum melancholischen Folkrock ist gut gelungen. Dass sich jetzt auch stromverstärkte Gitarren im Instrumentenkasten befinden, kann man nur begrüßen. Auf die Dauer ist hochdosierter zuckersüßer Weltschmerz keine gute Medizin. Der Abschlusstag verspricht pure Kraft. Den Anfang macht die australische Band Dirty York aus Melbourne. Rock aus Australien steht für Ehrlichkeit und Authentizität. Dieses Versprechen lösen die sympathischen Jungen aus Melbourne ein. In ihrer Heimat schwimmen sie mit ihrer Old School-Rockvariante gegen den Mainstream. Das ist schwerer als man sich das in Deutschland vorstellt. Denn wer in Down-Under nicht den Geschmack der Leute trifft, muss sich auch schon mal vor fliegenden Bierflaschen in Acht nehmen.

In der Harmonie findet ihr um Southern-Rock-Elemente bereicherter Rock viele Freunde. Wenn Kritik aufkommt, dann, dass sie den Energiepegel häufiger hätten höher ziehen können. Nicht zu Unrecht. Aber dafür gibt es das Bluesrock-Trio The Brew aus England. Jason Barwick, dreiundzwanzig Jahre alter Gitarrist und Sänger der Brew, ist ein hüpfender Derwisch. Die kaum zu bremsende Energie und Leidenschaft, mit der er seine von Hendrix, Led Zeppelin und The Who inspirierte Gitarre spielt, springt von der ersten Sekunde an auf die Harmonie über. Die Stimmung lässt sich am ehesten mit dem glühenden Auftritt Phillip Boas vergleichen. Kein Wunder, dass beide Bands die ersten Plätze in der anschließend durchgeführten Publikumsbefragung erhalten. Dem Urteil kann man nur zustimmen. The Brew interpretieren die alten Helden furios. Phillip Boa, selbst ein Veteran, ist die Entdeckung dieser Crossroads-Tage.

Die Highlights der Konzerte werden am 23. April von 0:15 bis 2:15 Uhr im WDR gezeigt. Weitere folgen im Mai und Juni dieses Jahres.

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