Nele Carolin Jöns in der „The Stage Gallery“ 20-Jährige aus Bonn macht Kunst über Gewalt gegen Frauen

Bonn · Die junge Bonner Künstlerin Nele Carolin Jöns sammelt mit einer Ausstellung in der "The Stage Gallery" Spenden für den Weißen Ring. Mit ihrer Kunst will sie auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.

 Beleuchtet ihre Schattenseiten in der Kunst: Nele Carolin Jöns.

Beleuchtet ihre Schattenseiten in der Kunst: Nele Carolin Jöns.

Foto: Judith Nikula

Es sind alarmierende Zahlen, die nicht oft genug genannt werden können: Schätzungen des Bundesjustizministeriums zufolge ist in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Das entspricht mehr als zwölf Millionen Frauen. Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von einem Mann umgebracht. Alle vier Minuten erlebt eine von ihnen Gewalt, häufig durch ihren aktuellen oder ehemaligen Lebenspartner. Drei von vier Frauen erleben regelmäßig sexuelle Belästigung durch Männer. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

„Es erschreckt mich, wie wenig ernsthafte Aufmerksamkeit dieses Thema bekommt“, sagt Nele Carolin Jöns. Die 20-Jährige ist freie Künstlerin aus Bonn – und thematisiert Gewalt gegen Frauen in ihren Werken. Jetzt sind ihre Malereien unter dem Titel „Schattenkind – Wie die Kunst mir mein Licht wieder verlieh“ in der „The Stage Gallery“ zu sehen. Vernissage ist am Donnerstag, 14. März, letzter Ausstellungstag am Sonntag, 17. März.

Nele Carolin Jöns zeigt in ihren Werken Licht und Schatten

Das Thema ihrer Werke, Gewalt gegen Frauen, ist ein äußerst persönliches für die junge Künstlerin. „Ich bin selbst Traumaüberlebende“, sagt Jöns im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Jahrelang habe sie verdrängt, was ihr als Jugendliche passierte, und erkrankte an einer schweren Depression. Sie suchte sich Hilfe, war ein Jahr lang in einer psychiatrischen Klinik in Bonn, machte eine Therapie – und fand durch die Kunst schließlich ein gutes Ausdrucksmittel. „Es ist kein schönes Schicksal, das mich auf diese Bahn geleitet hat“, sagt Jöns. „Aber die Kunst hat es mir ermöglicht, wieder ins Leben zurückzufinden, mein Licht wiederzufinden.“

In der „The Stage Gallery“ findet eine Spendenaktion für den Weißen Ring statt

Ihre großflächigen Gemälde zeigen mal Porträts, mal nackte Frauenkörper, die sich in tänzerischen Bewegungen zu befreien scheinen. „Just let go“ ist eine ihrer Aktmalereien überschrieben. Einfach loslassen, die Vergangenheit überwinden – eine Botschaft, die sich durch ihr gesamtes Portfolio zieht. Kunst ist für Jöns die „Vermittlung von etwas, das man nicht so gut in Worte fassen kann“. Sie selbst könne sich dadurch „den eigenen Schattenseiten annähern und sie beleuchten“.

Die 20-Jährige ist dankbar für die Hilfe, die sie damals erhalten hat. Deshalb sammelt sie mit ihrer Ausstellung jetzt Spenden für die Hilfsorganisation Weißer Ring, die Opfer von Kriminalität und Gewalt unterstützt. „Es ist einfach wichtig, solche Initiativen zu unterstützen“, sagt Jöns. „Weil sie Menschen helfen, irgendwie durch dunkle Zeiten zu kommen.“ So, wie sie es selbst einst erlebte.

„Schattenkind“, Kunst von Nele Carolin Jöns, 14. bis 17. März, „The Stage Gallery“, Thomas-Mann-Straße 41