"The Crucible" Bonn University Shakespeare Company stemmt Mammutprojekt

Bonn · "I saw Goody Hawkins with the Devil! I saw Goody Bibber with the Devil! I saw Goody Booth with the Devil!" Die beiden Mädchen Abigail (Julia Pflüger) und Betty (Josefine Panten) können gar nicht mehr aufhören, Frauen der Hexerei zu beschuldigen, um selber nach einem nächtlichen Tanz im Wald dieser Anklage durch die extrem-calvinistische Gemeinde zu entgehen.

 Beklemmend: Szene aus Arthur Millers "The Crucible".

Beklemmend: Szene aus Arthur Millers "The Crucible".

Foto: Thomas Kölsch

Ekstatisch schreien sie die Namen heraus, zum Entsetzen und zur Freude der sie umringenden Figuren, die nun endlich das Böse aus Salem vertreiben können. Noch ahnen sie nicht, dass dies nur der Auftakt zu einem dunklen Kapitel der amerikanischen Siedlungsgeschichte ist, in dem Willkür und religiöser Wahn zu einer Reihe verhängnisvoller Prozesse und zu zahlreichen ungerechtfertigten Hinrichtungen führen.

Doch zuvor fällt der metaphorische Vorhang. Probenpause. Die Bonn University Shakespeare Company hat sich in diesem Semester mit Arthur Millers "The Crucible", das auf den Hexenprozessen von Salem Ende des 17. Jahrhunderts beruht, ein Mammutprojekt vorgenommen. 21 Rollen galt es zu besetzen, mehr als drei Stunden Stoff umfasst das Drama - und aufgrund von Auflagen darf es nicht gekürzt werden.

"Ich denke aber, dass das Stück auch über eine so lange Zeit trägt", sagt Regisseur Simon-Dominik Otte bei der Gesamtprobe in der Pestalozzi-Schule. Zwar ist ihm klar, dass ein derart exzessives Stück auf Englisch manchen Zuschauer ziemlich anstrengen könnte. "Aber die Geschichte ist spannend und zum Teil immer noch aktuell. Miller schrieb das Stück ja als Reaktion auf die repressive McCarthy-Ära, aber das Problem mit falschen Anschuldigungen besteht heute auch noch."

Auf der improvisierten Bühne in der Schul-Turnhalle (in die Brotfabrik geht es erst kurz vor der Premiere) bauen die BUSC-Mitglieder derweil schnell um. Nach der religiös verklärten, machthungrigen Atmosphäre im Haus von Bettys Vater Reverend Parris nun der Kontrast im Bauernhaus der bodenständigen, rational denkenden Proctors, die schnell in den Malstrom aus Verleumdung, Missgunst und Eifersucht hineingezogen werden.

Denn Abigail ist in John (Tobias Ebel) vernarrt, will seine Frau Elizabeth (Esther Takats) aus dem Weg haben und beschuldigt sie der Hexerei. Ein Wort genügt für eine Anklage, von der sich die Beschuldigten auch mit tausend Unschuldsbeteuerungen nicht wieder reinwaschen können. Eine beklemmende Situation. "Wenn alles gut geht, entlassen wir die Zuschauer am Ende ganz niedergeschlagen", sagt Chris Karpenchuk lächelnd.

Aufführungstermine: 5. bis 10. Juli, um 20 Uhr in der Brotfabrik. Karten für 10 Euro, ermäßigt 7 Euro (Premiere: 12/ 7,50 Euro) unter 0228 421310. www.busc.de.

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