Premiere am 5. Dezember Bonn University Shakespeare Company zeigt "Alice in Wonderland"

BONN · "This curious child was very fond of pretending to be two people", schreibt Lewis Carroll über seine legendäre Alice, die durch ein Kaninchenloch in ein fantastisches, aber auch irrsinniges Wunderland verschlägt.

Die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) nimmt diese Aussage wörtlich und geht sogar noch einen Schritt weiter: In ihrer Winterproduktion, die am 5. Dezember in der Brotfabrik Premiere feiert, wandert Alice als Trio durch die Welt.

Eine schizophrene Protagonistin? Warum nicht? Schließlich sagt selbst die Grinsekatze, die Führerin durch das (alb)traumhafte Reich: "We're all mad here." Und so stapfen Muna Zubedi, Elisabeth Lewerenz und Johannes Neubert als zaghaft-kindliche Alice, erzählendes Über-Ich Alyss und zupackende, sich zur Wehr setzende Ellis von einem obskuren Charakter zum nächsten, auf der Suche nach einem Weg nach Hause - und zu sich selbst.

Für die Regisseurinnen Christine Eßling und Anthea Petermann war schon früh klar, dass sie die Geschichte von Alice nicht auf die herkömmliche Weise erzählen wollten. "Es ist weit mehr als ein Kinderbuch", betonen sie. Und greifen zu einer psychologischen Interpretation.

"Jeder von uns fällt mal in ein Loch, ist buchstäblich am Boden", sagt Petermann über den roten Faden ihrer Inszenierung. "So wie Alice haben auch alle anderen Figuren ihre eigenen Probleme, mit denen sie klarkommen müssen." Oder bei dem Versuch verrückt werden. Ein düsterer, ernster Ansatz. "Natürlich bleibt der typische Carroll-Humor erhalten", sagt Eßling. "Aber unser Ziel ist es eigentlich, dass die Zuschauer auch das eine oder andere Mal schlucken müssen", fügt Petermann hinzu.

Mit "Alice in Wonderland" betritt die BUSC in gewisser Weise Neuland: Erstmals liegt keine bereits existierende Theaterfassung zu Grunde, die es adäquat umzusetzen gilt; stattdessen gibt es sogar Eingriffe in den Originaltext, werden Wortspiele geändert, um in den neuen Kontext zu passen.

Auch eine tiefgreifende Interpretation, wie Eßling und Petermann sie umzusetzen gedenken, ist für eine BUSC-Produktion unüblich. Dafür bietet sie das zweitgrößte Ensemble in der in der 21-jährigen Geschichte des Vereins auf, zusammen mit den Beteiligten hinter der Bühne handelt es sich um die größte Inszenierung. Die Hauptrollen werden dabei überwiegend mit Nachwuchskräften besetzt. "Einige unserer langjährigen Mitglieder haben aus Zeitgründen nur kleinere Partien übernommen", erklärt das Regie-Duo.

Termine: 5. bis 7. und 9. bis 11. Dezember, jeweils 20 Uhr in der Brotfabrik. Karten unter der Rufnummer 0228/421310.

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