Kunstprojekt in Bonn Bonner Bügelperlensommer

Bonn · Das Künstlerkollektiv Freeters will in einem Atelier in der Bonner Maxstraße ein begehbares Kunstwerk schaffen. Jeder darf mitmachen, sofern er sich Bügelperlen widmen mag.

 So legt man Bügelperlen: Michael Sistig (links) und Pasquale Demeco bei der Arbeit.

So legt man Bügelperlen: Michael Sistig (links) und Pasquale Demeco bei der Arbeit.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Er soll als Bügelperlensommer in die Geschichte Bonns eingehen, so lautet jedenfalls der Plan. Mit dem Sommer wird es, was das Wetter betrifft, in diesem Jahr eher nichts mehr werden, aber das Vorhaben des Bonner Künstlerkollektivs Freeters ist auf jeden Fall geeignet, um gute Laune zu verbreiten.

Teilhabe oder die Frage, wie in Zeiten körperlicher Distanzierung der soziale Zusammenhalt gefördert und als gemeinschaftliches künstlerisches Wirken umgesetzt werden kann, ist das Gebot der Stunde. Nicht von ungefähr sprießen die Konzepte, in denen viele Menschen zeitversetzt an einem Kunstwerk arbeiten und sich dadurch als Teil einer Gemeinschaft fühlen können, allerorten aus dem Boden. Beuys lässt grüßen. In Bonn war es die Idee, einen Raum komplett mit bunten Bügelperlen zu verkleiden, die während eines Treffens der Freeters – ein Kollektiv aus 22 Künstlern – zündete.

Der Raum mit großem Schaufenster befindet sich in der Maxstraße 55 und wird von Pasquale Demeco, ebenfalls Mitglied im Kollektiv, seit vielen Jahren für Ausstellungen genutzt. Als man das Vorhaben durchrechnete, kamen finanzielle und logistische Herausforderungen schnell zutage. „Wir brauchen 900 Perlen für eine quadratische 15-Zentimeter-Platte. Bei einer Raumfläche von insgesamt 150 Quadratmetern macht das etwa 7500 Platten, dazu das Mobiliar, das ebenfalls verkleidet wird. Das heißt, wir müssen rund sieben Millionen Perlen verlegen“, erzählt Künstler Michael Sistig, ebenfalls Freeters-Mitglied.

Wer will, bügelt mit

Die naheliegenden Fragen, woher die ungeheure Menge an Perlen kommen und wer diese verarbeiten (und bügeln) soll, konnten elegant gelöst werden. Nabbi, ein schwedischer Anbieter von Bio-Bügelperlen, wurde als Sponsor gewonnen und liefert nun den benötigten Nachschub. Die bunten Röhrchen sehen genauso aus, sind aber griffiger als herkömmliche Perlen und vor allem vollständig kompostierbar, biologisch abbaubar und aus erneuerbaren Rohmaterialien hergestellt.

Ab jetzt kommt das Publikum ins Spiel. „Wir wollen raus aus der Exklusivität“, kommentiert Sistig den partizipativen Ansatz der Kunstaktion. So kann Jeder, der Lust aufs Perlenlegen hat, in der Maxstraße Platten und Bügelperlen abholen, um sie zu verarbeiten. Verpackung und Anleitung gibt es dazu. Schulklassen sind ebenso gefragt wie Senioren, Familien, Unternehmen und Einzelpersonen. „Man kann auch Motive legen aus den Perlen, aber am liebsten ist uns eine wilde Mischung. Das sieht später am besten aus“, sagt Sistig.

Perfomances im Perlenraum

Später, das ist der Tag, an dem die Künstler mit allen gesammelten Bügelperlenplatten den Raum verkleidet haben und zur Vernissage einladen. Das soll dann wiederum der Auftakt sein für die Zeit bis Ende des Jahres, in der der Perlenraum zur Bühne wird für Konzerte, Lesungen und Performances aller Art. Ob sich eine besondere Ambition der Freeters bis dahin erfüllt, ist noch ungewiss. „Wir möchten gerne mit einem Weltrekord für die größte Bügelperlenfläche ins Guinness Buch der Rekorde eingetragen werden“, sagt Michael Sistig. „Aber die Verhandlungen über die genauen Bedingungen, die wir dafür einhalten müssten, laufen noch.“

Freeters Showroom Bonn, Maxstraße 55, offen immer mittwochs von 14-18 Uhr und auf Anfrage, bis 30.09., Vernissage am 8.10., Ausstellung bis Ende 2021, www.unbeadable.space

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