Musikalische Abenteuer Bonner Jazzfest begeistert Publikum mit Doppelkonzert

Bonn · Vier Musiker begeisterten am Montag, 3. Mai, beim Doppelkonzert auf dem Bonner Jazzfest: Sowohl Inga Lühning und André Nendza als auch Julia Hülsmann und Christopher Dell boten Improvisationen auf hohem Niveau.

Julia Hülsmann und Christopher Dell im Beethoven-Haus.

Julia Hülsmann und Christopher Dell im Beethoven-Haus.

Foto: Lutz Voigtländer

Irgendwann während des Konzerts beim Bonner Jazzfest im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses thematisierte der Bassist André Nendza das Offensichtliche: „Wir tragen exakt dasselbe Outfit wie auf dem Cover-Foto unseres Albums.“ Er hätte auch noch den Programmzettel erwähnen können, den dasselbe Foto des Duos, das mit der Sängerin Inga Lühning komplettiert wird, schmückt: Sie trägt einen leichten Jumpsuit mit floralem Muster, er über der Hose ein Hemd, dessen Blau in der Farbe der Halbschuhe eine Reprise erlebt.

Das Publikum im nahezu komplett besetzten Kammermusiksaal wurde freilich auch mit dem musikalischen Inhalt der CD „Hodgepodge“ vertraut gemacht, deren Titel übersetzt für Kuddelmuddel oder Sammelsurium steht und entsprechend überraschende Kombinationen bereithält – wann hat man schon mal in einem Konzert Stücke von den Jackson Five („Blame It On The Boogie“), Franz-Josef Degenhardt („Wölfe im Mai“), Paul Simon („Graceland“) und eine hochdeutsche Version von BAPs „Do kanns zaubere“ (als Zugabe) gehört, die dann auch noch durch Stücke aus eigener Feder ergänzt werden? Im Kammermusiksaal funktionierte das ganz prächtig. Zum einen wegen der großartigen Stimme Lühnings, die jedem Stück seine eigene Atmosphäre verleiht, wegen des virtuosen und variablen Spiels Nendzas auf Kontra- und E-Bass und auch wegen der Einbeziehung von live eingespielten Loops, die Lühning einen mehrstimmigen Gesang ermöglichten, oder auch mal einen verspielten Sound- und Rhythmusteppich für Basslinie und Stimme auslegten.

Die Pianistin stammt aus Bonn

Das zweite Doppel in diesem Doppelkonzert bestritten die aus Bonn stammende Pianistin Julia Hülsmann und der aus Darmstadt kommende Vibraphonist Christopher Dell, die beide in Berlin leben. Sie bilden nicht weniger als eine musikalische Traumkonstellation, die sich jetzt beim Jazzfest erstmals ausprobierte. Beide sind begnadete Improvisateure und Virtuosen an ihren Instrumenten – und sie verstehen sich musikalisch blendend.

Hülsmann und Dell spielten inklusive Zugabe ein Set aus neun eigenen Stücken, darunter je eine Solonummer. Schon in der Hommage an die Jazzpianistin Jutta Hipp nahm Hülsmanns Spiel gefangen, ihr idiomatisches, sehr farbiges und flexibles Jazzspiel verbindet sich ganz wunderbar mit den Schwingungen von Dells Vibraphon.

Beide Musiker inspirierten sich gegenseitig zu immer neuen und Improvisationen voll klanglicher und spielerischer Fantasie. Für die Hörer sind ihre musikalischen Abenteuer eine Herausforderung, der sie aber gerne folgen. Großer Applaus.

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