Bonner Konzertwochenende: Zeitreise von Haydn bis BAP

Das Kölner Uni-Sinfonieorchester, das Geringas-Trio und die Coverband MAM sorgten für gute Stimmung

  Wiederentdecker des Baryton:  Das Geringas-Trio.

Wiederentdecker des Baryton: Das Geringas-Trio.

Foto: PR

Bonn. Uni-Aula. Gäbe es eine Musikgeschichte der ungewöhnlichsten Zugaben - diese hätte ihren Platz sicher. Ab "Tempo 1", kurz vor Schluss des Finales also, signalisierte Dirigent Michael Ostrzyga dem Sinfonieorchester der Universität Köln, und so hörte das Publikum in der Uni-Aula die Stretta von Brahms' d-Moll-Klavierkonzert ein zweites Mal.

Beatrix Klein warf erneut die Trillermaschine an und meißelte beherzt die Akkordketten aus den Tasten. Überhaupt hatte die Bonner Pianistin eine eindrucksvolle Darbietung des Werks geboten, die nur hier und da das letzte Quentchen Konsequenz vermissen ließ.

Die Solo-Introduktion des ersten Satzes etwa entwickelte nicht die espressivo-Dringlichkeit, mit der das Klavier sich hier ein kurz zuvor im Orchester entstandenes Motiv zu eigen macht. Es wirkte eher wie ein heiteres Tänzchen.

Das Ensemble präsentierte einen schönen, mächtigen Klang, allein das erhabene Pathos - Brahms fordert "Maestoso" - wollte sich nicht recht entfalten. Davon abgesehen, erfuhr die an klangfarblichen Raffinessen reiche Partitur eine sorgsame Interpretation.

Ganz hinreißend gelang der zweite Satz, in dem Beatrix Klein so empfindsam spielte, dass man die Musik mühelos als "sanftes" Porträt Clara Schumanns auffassen konnte. Allerdings hätte man der Künstlerin einen besser intonierten Flügel gewünscht.

Mit einer leidenschaftlichen Lesart der Schumannschen "Manfred-Ouvertüre" und einer nuancierten Darbietung der Mendelssohnschen Konzertouvertüre "Meeresstille und glückliche Fahrt" ( dirigiert von Ben Cartlidge) war der Abend eröffnet worden.

Mathias Nofze

Kammermusiksaal. Ein wahrhaft königliches Instrument war beim vierten städtischen Kammerkonzert im Beethoven-Haus zu hören. Das heute nahezu vergessene Baryton, dessen historische Wurzeln bei der Gambe zu suchen sind, wurde von David Geringas und seinem mit Hartmut Rohde, Viola, und Jens Peter Maintz, Violoncello, hochkarätig besetzten Trio präsentiert.

Und da die Geschichte des Barytons insbesondere mit Joseph Haydn verbunden ist, standen dessen Werke im Fokus des Abends. So waren unter anderem drei von insgesamt fast 200 Baryton-Trios zu hören, die Haydn für seinen Dienstherren Fürst Esterhazy geschrieben hat.

Als Trouvaille erwies sich das eingangs gespielte C-Dur Trio Nr. 82, vor allem aber das serenadenähnlichen D-Dur Trio Nr. 97. Hier zeigten sich die Qualitäten des Instruments. Zwei Werke Ludwig van Beethovens bildeten eine stimmige Ergänzung des Programms: ein Duo für Viola und Violoncello Es-Dur und das bearbeitete C-Dur Trio op. 87, das humorvoll Haydn und wie der ganze Abend mit einem Höchstmaß an künstlerischer Vollendung gespielt wurde.

Guido Krawinkel

Harmonie. Für alle, die MAM noch nie live gehört oder gesehen haben, gilt die Devise: "Augen zu und es ist BAP!" Wolfgang Niedecken hat es bei einem Konzert der Kölner Coverband einmal so auf den Punkt gebracht: "Es ist schon lustig, seine eigene Stimme bei jemand anderem zu hören." Die Rede ist von Sänger Klaus Drotbohm, der jetzt gemeinsam mit MAM in der ausverkauften "Harmonie" so etwas wie ein Heimspiel erlebte.

Eine Zeitreise zurück in die 80er, als BAP Musikgeschichte geschrieben hat. So las sich denn auch die Bonner Setlist: "Wenn et Bedde sich lohne däät", "Zehnter Juni" und "Südstadt, verzäll nix" gaben die Stimmung von damals eins zu eins wieder. "Verdamp lang her", "Anna" und "Ne schöne Jrooß" waren ein absolutes Muss, bevor Gründungsmitglied und Keyboarder Andreas Opitz den Stab an den neuen "Tastenmann", Markus Bergen, übergab, der sich seinerseits mit "Kristallnaach" gleich nahtlos einfügte.

Zweieinhalb Stunden mit MAM: Das ist "jraaduss", authentisch, glaubwürdig. Allein die beiden wunderbaren Zugaben "Jupp" und "Helfe kann dir keiner" wären den Eintritt schon wert gewesen.

Ulrike Strauch

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