Bonner Linguist kritisiert sprachliche Flickschusterei

Vor fünf Jahren brachte der Linguist Helmut Ebert, außerplanmäßiger Professor der Universität Bonn, sein "Handbuch Bürgerkommunikation - Moderne Schreibkultur in der Verwaltung" heraus. Viel geändert hat sich seitdem nicht in deutschen Behörden und Amtsstuben.

Bonner Linguist kritisiert sprachliche Flickschusterei
Foto: pr

Bonn. Vor fünf Jahren brachte der Linguist Helmut Ebert, außerplanmäßiger Professor der Universität Bonn, sein "Handbuch Bürgerkommunikation - Moderne Schreibkultur in der Verwaltung" heraus.

Viel geändert hat sich seitdem nicht in deutschen Behörden und Amtsstuben. "Die Sensibilität ist zwar gewachsen, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Situation deutlich verbessert hätte", sagt der Wissenschaftler. Das Thema verständliche Sprache und Transparenz, werde, so Ebert, noch nicht wichtig genug genommen. Dabei sei der rein sprachliche Aspekt gar nicht so bedeutend wie der gesellschaftliche. "Eine verständliche Sprache stabilisiert die Demokratie", sagt Ebert.

Und da ist auch noch der Kostenfaktor: "Es hat sich noch keiner die Mühe gemacht, die Unverständlichkeit und die Missverständnisse einmal in Bezug auf die Kosten durchzurechnen", meint der Germanist, "aber Kosten fallen doch an durch Beratungen, wenn Ausfüllhilfen nötig sind, man muss sich nur die Widerspruchsflut gegen Hartz-IV-Bescheide ansehen."

"Das Bewusstsein für die Bedeutung einer verständlichen Sprache ist leicht gestiegen, allerdings haben Flickschusterei und gesetzgeberische Schnellschüsse zugenommen", resümiert Ebert. Zwar erkenne im Moment jede Verwaltung für sich den Verbesserungsbedarf und werde mehr oder weniger aktiv, "letztlich ist es aber eine Frage des politischen Willens, ob sich etwas ändert".

Das Thema gehöre ganz oben auf die Agenda, müsse gemeinsam mit dem Thema Bürokratieabbau diskutiert werden. "Wir dürfen es den Beharrungskräften nicht zu leicht machen", fordert er, "denn sprachliche Qualität und inhaltliche Qualität stehen im engen Zusammenhang." Politisch müsse das Thema in den Vordergrund gerückt werden.

Eberts Lieblingswort aus dem Amtsdeutschen ist übrigens der sprachliche Bandwurm "Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz", ein Widerspruch in sich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort