Bonner Musikwochenende: Vom "Paulus"-Oratorium bis zum Jazz

Außerdem gab es die Höhepunkte von "Beethoven Bonnensis", japanische Trommler und die französische Gruppe "Le Clou" zu hören

Bonner Musikwochenende: Vom "Paulus"-Oratorium bis zum Jazz
Foto: sca

Bonn. St. Elisabeth. "In Felix Mendelssohn Bartholdys "Paulus" prallen Vorstellungen der Christenheit, des Judentums und der Nichtgläubigen aufeinander. Im zweitem Teil steht in Zusammenhang mit dem Märtyrertod die zentrale Frage nach Gottes Wohnstätte.

Dies schickt der musikalische Leiter der Domkantorei Köln und der Kölner Domkapelle Winfried Krane als Denkanstoß in St. Elisabeth voraus. Für die musikalische Spannung sorgt ein ausgewogenes Solistenquartett mit Theresa Nelles (Sopran), Claudia Darius (Alt), Wolfgang Klose (Tenor), Phillip Langshaw (Bass) und Ulrich Brüggemann an der Orgel.

Die sehr hallige Akustik macht es der Kölner Domkapelle recht schwer, schärfere Konturen herauszuarbeiten. In den Chören und Chorälen gelingt es aber gut, diese zu gestalten. Die "Steinigungsszene" versieht die insgesamt überzeugende Domkantorei mit erschreckendem Crescendo.

In der wohl wirkungsvollsten Szene vor dem Gang nach Damaskus lässt Mendelssohn die Stimme des Herrn gleichsam Licht werden, indem er den Chor nur mit hohen Frauenstimmen besetzt. Schade nur, dass gerade hier die hohen Holzbläser nicht ganz sauber intoniert waren. Für den Schlusschor gibt es viel Beifall in der leider nur halb gefüllten Elisabeth-Kirche.

Thomas Kirchhoff

Kammermusiksaal. "Beethoven Bonnensis", die Initiative der "Bürger für Beethoven", bemüht sich vielleicht am nachhaltigsten um das Erschließen eines vor allem jungen Publikums.

Im Kammermusiksaal wiederholte man nun die Highlights der "Beethoven Bonnensis"-Reihe, fulminant eröffnet mit einem Ausschnitt aus "Ludwig der Querkopf" von der Gemeinschaftsgrundschule Oberdollendorf mit dem Kinderchor "Lalelu" aus Holzlar.

Auch der Kammerchor "S(w)inging Clara" des Clara-Schumann-Gymnasiums machte unter anderem mit "Barbar'Ann" seinem Namen swingend alle Ehre. Viele Beiträge verdanken sich den Aktivitäten der Bonner Musikschule und dem Regionalwettbewerb "Jugend musiziert".

Daniel Noll, Harfe, überzeugte in zwei Piècen. Carlos Rossmaier wagte sich an den Kopfsatz von Beethovens "Sturm"-Sonate. Das Duo Lara Fleischer und Kathrin Weißtuch steuerte einen Georgischen Tanz bei, und Benedikt Meyer blies souverän das Gemshorn.

Mit dem Trio Jan Geiger und Huajing Han, Violine, und Toni Geiger, Klavier, waren dann fast schon "alte Hasen" zu hören. David Roshto, Klavier, widmete sich Chatschaturjans "Toccata". Aber auch Beispiele aus der bildenden Kunst gab es: Max Opphard, Kevin Lutz, Karolina Meronak, Marc Cepelkin und Rasan Saleh aus der Gemeinschaftsgrundschule Ludwig Richter zeigten Scherenschnitte aus "Facing Beethoven", und Carolin Petzke und Bastian Kloss vom Beethoven-Gymnasium stellten ihre großformatigen Zeichnungen vor.

Fritz Herzog

Beethovenhalle. Damals war es blutiger Ernst, wenn die Taiko geschlagen wurde. Die Samurai ließen jene fassförmige Trommel beim Angriff singen: Damit zermürbten sie nicht nur den Gegner, sondern versetzten auch die eigenen Truppen in Ekstase.

Heutzutage wird die Taiko lieber als Showinstrument eingesetzt - seit Jahren touren japanische Trommler durch die Welt, eine der erfolgreichsten Gruppen, "Tao", hat Station in der Beethovenhalle gemacht. Das Ensemble arbeitet mit mittelgroßen Miyadaikos ebenso wie mit tragbaren Okedos oder gewaltigen Odaikos.

Das dumpfe Trommeln, das sich dabei von den hölzernen Klangkörpern über Lautsprecher bis in Herz und Magen fortsetzt, ist beunruhigend.

"Another world, another time", so hat die Gruppe ihr Programm getauft, dabei gehen sie von klassischen Bild- und Klangmotiven der Edo-Zeit (1603-1867 n.Chr.) aus. Leider aber verknüpfen die Musiker diese reizvolle Grundidee mit modernen Flöten-Einlagen, was der Show einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit raubt.

Anna Lu

Harmonie. Im "Café Louisiane", das die französische Gruppe "Le Clou" kurzerhand bei ihrem Konzert in der Endenicher Harmonie aufbaute, fühlte sich das Publikum sichtbar wohl, es gab viel Applaus und am Ende wurde sogar getanzt.

Bei der CD-Präsentation hatte das in Bonn beheimatete Quintett nicht nur zahlreiche Titel der gleichnamigen CD im Repertoire, sondern auch bekannte Songs aus ihrem großen Liederreservoir.

Cajun Swamp Groove heißt der musikalische Stil, den Le Clou pflegt. Es geht dabei um die Musik jener französischen Auswanderer, die im 18. Jahrhundert nach endlosen Strapazen von Frankreich aus über Kanada schließlich in Louisiana am Mississippi sesshaft wurden.

Wolfgang Schneider

Landesmuseum. Kennern des Jazz gilt Krzysztof Komeda als einer der herausragenden Vertreter einer eigenständigen europäischen Jazz-Ästhetik. Seine größten Erfolge feierte er freilich als Schöpfer der Musik zu Filmen von Roman Polanski, darunter auch zu "Tanz der Vampire" und "Rosemary's Baby". Mit gerade 38 Jahren starb er an den Folgen eines Unfalls.

Komedas Leben und Schaffen stand im Mittelpunkt eines Abends mit Film, Diskussion und Musik im Rahmen der "Euro Jazz 21'"-Konzerte im Rheinischen Landesmuseum. Der Dokumentarfilm "Czas Komedy - Time of Komeda" beleuchtete die Herausbildung einer eigenständigen Jazz-Szene im Polen der 50er und 60er Jahre.

Die Zeitzeugen Tomasz Tluczkiewicz und Bert Noglik hoben im anschließenden Gespräch die große gesellschaftliche Rolle des Jazz hervor. Abschließend spielte das polnische Jazz-Quintett "Kattorna".

Robert Fontani

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