Bonner Oboistin gewinnt renommierten Musikwettbewerb in Japan

Viola Wilmsen kann sich als erste Frau und erste Deutsche über den Erfolg in Karuizawa freuen

Bonn. Den renommierten Oboenwettbewerb im japanischen Karuizawa haben in seiner 24-jährigen Geschichte ausschließlich männliche Virtuosen gewonnen, die nicht aus Deutschland stammen.

Dass diese beiden Sieger-Eigenschaften keinesfalls Gesetz sind, hat bei der gerade zu Ende gegangenen neunten Auflage des Wettbewerbs die 24-jährige Bonner Oboistin Viola Wilmsen mit ihrem spektakulären Erfolg über ihre junge Konkurrenz gezeigt.

Insgesamt waren 57 Musiker zu dem Wettbewerb gereist, der unter Fachleuten als der anspruchsvollste seiner Art gilt. Die internationale siebenköpfige Jury ist entsprechend hochkarätig besetzt: Unter Vorsitz von Hansjörg Schellenberger stimmten unter anderem der Franzose Maurice Bourgue und der Brite Gordon Hunt über die musikalischen Leistungen ab.

Initiator des seit 1985 alle drei Jahre ausgerichteten Wettbewerbs ist die Sony Music Foundation. Für Viola Wilmsen ist es natürlich nicht der erste Wettbewerbserfolg.

Unter anderem war sie diverse Male bei "Jugend musiziert" erfolgreich, sie errang beim englischen Wettbewerb "Young Musician of the Year" (2002) einen ersten Preis, wurde von den Bürgern für Beethoven in Bonn für ihr phänomenales Können ausgezeichnet (2004), nach ihrem Sieg beim Wettbewerb "Audi Mozart" der italienischen Mozart-Gesellschaft und des Mozarteums Salzburg komponierte der Jury-Vorsitzende Marcello Abbado für sie vier Stücke unter dem ironisch irreführenden Titel "Viola-Phantasien". Wichtig für sie war auch der erste Preis beim polnischen Wettbewerb "Michal Spisak".

Mittlerweile hat Viola Wilmsen gastweise als Solo-Oboistin in vielen Orchestern gesessen, wobei sie die Zusammenarbeit mit den Dirigenten Valery Gergiev und Lawrence Foster als besonders fruchtbar empfand. Noch als Schülerin spielte die damals erst 17-Jährige den anspruchsvollen Solopart in Vincenzo Bellinis Es-Dur-Konzert, bei dem die Klassische Philharmonie unter Leitung von Heribert Beissel begleitete.

Kommenden Mai wird sie in der Schweiz mit der Kammerphilharmonie Graubünden unter Leitung von Marcus Bosch mit Bach zu hören sein. Trotz der jüngsten Erfolge denkt Viola Wilmsen derzeit nicht unbedingt an eine Solokarriere. Ihr Wunsch wäre eine Stelle in einem der großen Orchester in Berlin, wo mittlerweile ihr Lebensmittelpunkt ist.

Ihr bemerkenswertes Talent hatte ihr Bonner Lehrer Heiner Kreipl bereits früh erkannt und sie nicht nur musikalisch, sondern auch mit guten Ratschlägen gefördert - auch wenn es um ihre weitere Ausbildung ging. "Es gibt in Deutschland nur einen Oboenlehrer, zu dem du gehen kannst", hatte er ihr gesagt und nannte den Namen Diethelm Jonas, der in Lübeck lehrt. Der steht eher für die französische Richtung des Oboespiels.

In den zurückliegenden Monaten vervollkommnete sie diese "französische Art" bei Jacques Tys am Pariser Konservatorium. Es hat sich ausgezahlt.

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