Bonner Orgelbauwerkstatt Johannes Klais im Porträt

Der Dokumentarfilmer André Schäfer hat Philipp C.A. Klais, der die Firma in der vierten Generation leitet, mit der Kamera begleitet. Arte zeigt Karfreitag die beeindruckende Dokumentation "Himmelstöne".

Bonner Orgelbauwerkstatt Johannes Klais im Porträt
Foto: dpa

Bonn. In den vergangenen drei Jahren sei Mr. McIntyre nur selten dazu gekommen, die Orgel zu spielen, berichtet die Stimme aus dem Off. Er habe in der Schweiz eine Bank retten müssen. Der Wirtschaftsprüfer McIntyre ist der "Königin der Instrumente" völlig verfallen.

So sehr, dass er sich von der Bonner Orgelbauwerkstatt Johannes Klais eine Orgel bauen ließ. Sie steht heute in der eigens dafür hergerichteten Scheune seines Landsitzes irgendwo in den schottischen Highlands.

Der Dokumentarfilmer André Schäfer hat Philipp C.A. Klais, der die Firma in der vierten Generation leitet, mit der Kamera begleitet, als er mit seinem Leihwagen über einen Feldweg zum Anwesen des Schotten fährt, um das Instrument aus seiner Werkstatt in Augenschein zu nehmen.

Mäuse und Fledermäuse seien ein Problem, erzählt der Schotte dem Besucher aus Bonn, der sich das Instrument sehr genau ansieht und mit einigen fachmännischen Handgriffen Unregelmäßigkeiten in der Mechanik behebt.

Klais ist ein Global Player. Die Instrumente der Bonner Firma stehen in den größten Metropolen dieser Welt und in den entlegensten Winkeln. Der Film "Himmelstöne", der am Karfreitagabend um 22.25 Uhr im Rahmen des Themenabends "Orgeln für die Ewigkeit" auf Arte ausgestrahlt wird, zeigt, dass die Firma dennoch eine Manufaktur geblieben ist, in der sich die Produktionsbedingungen in den vergangenen hundert Jahren gar nicht einmal so sehr verändert haben.

Das wird besonders frappierend in Gegenschnitten demonstriert, die Arbeitsabläufe in uralten Schwarz-Weiß-Bildern den entsprechenden aus heutiger Zeit gegenüberstellen. Industrielle Fertigungsabläufe sucht man hier vergebens. Das führt dazu, dass jeder der 65 Mitarbeiter seine Aufgabe liebt, egal ob Zinngießer, Schreiner oder Ingenieur.

Ein Orgelbauer wie Klais muss auch im 21. Jahrhundert immer noch ein ausgezeichneter Handwerker sein, aber auch Künstler, Architekt, Akustiker und Musiker. Jeder Raum verlangt von ihm eine neue Lösung. Das gilt für die Scheune in den schottischen Highlands ebenso wie für die neue Orgel im spanischen San Sebastián, die in einem Rohbau errichtet wird, dessen akustische Bedingungen gleichsam vorausgeahnt werden müssen.

André Schäfer setzt in seiner Dokumentation gar nicht einmal auf spektakuläre Kamerafahrten durchs Innere der Instrumente, sondern fesselt den Zuschauer mit ruhigen Bildern aus der Werkstatt in der Kölnstraße und aus den Kirchen und Konzerthäusern, wo die in Bonn gefertigten Instrumente aufgestellt werden.

Schäfer begleitet Klais und sein Team über einen Zeitraum von 18 Monaten unter anderem nach Karlsruhe oder nach Hamburg, wo die Bonner die Orgel des "Michel" restauriert haben, oder ins Innere der Elbphilharmonie, wo eines Tages ebenfalls ein Klais-Instrument stehen wird, und er blickt in den Kölner Dom, wo der französische Organist Jean Guillou von der Klais'schen Orgelbaukunst schwärmt.

Eine besondere Farbe erhält Schäfers Film natürlich durch die vielen Gespräche mit Philipp Klais' Vater Hans Gerd Klais, der nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit gewährt, sondern auch hellsichtig die Veränderungen im Orgelbau wahrnimmt, die es bei aller Tradition doch gibt. Zum Beispiel das Reisen: Philipp C.A. Klais, Jahrgang 1967, legt im Jahr wohl mehr Flugmeilen zurück als so mancher Manager.

Der Dokumentarfilm "Himmelstöne" ist am Freitag, 22. April, 22.20 Uhr, auf Arte zu sehen. Wiederholung der Sendung am 6. Mai um 3.10 Uhr.

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