Jugenprojekt "b+" Bonner Schüler performen zu Beethovens "Pastorale"

Bonn · Eindrucksvolle Präsentation in der Bonner Oper. Dirk Kaftan dirigiert das Beethoven Orchester.

 Probenszene aus dem „Pastorale“-Projekt.

Probenszene aus dem „Pastorale“-Projekt.

Foto: Felix von Hagen

„Wir haben keine zweite Welt im Kofferraum!“, ruft jemand, ein anderer beklagt den Plastikmüll in den Meeren, eine andere die kaum noch aufzuhaltende Erderwärmung. Rund 20 Schüler des Musikkurses Q1 des Amos-Comenius-Gymnasiums stehen in zwei Gruppen auf der Bühne der Bonner Oper und bombardieren das Publikum mit aufrüttelnden Statements. Die Zukunft scheint ihnen düster. Die steigenden Fluten werden die Häuser erreichen; wer es schafft, lässt den vermüllten Planeten zurück und macht sich auf den Weg zum Mars. Zwischen den jungen Klimaaktivisten schleicht ein junger Mann etwas ratlos herum: „Warum sind hier nur junge Leute?“, wundert er sich. Schließlich geht es um die Natur, die er selbst so sehr liebt. Das müsste doch eigentlich ein Menschheitsthema sein. Der Schöpfung hat er sogar eine ganze Symphonie gewidmet: die Pastoralsymphonie.

Ein Hauch von "Fridays for Future"

Klar, es ist Ludwig van Beethoven, den diese Schauspielperformance in die Gegenwart versetzt. Und der letzte Satz seiner 6. Sinfonie liefert den Soundtrack, live gespielt vom Beethoven Orchester unter Leitung von Dirk Kaftan. Während der Schlusspassage dann liegen die jungen Leute auf dem Rücken – ein stummer Protest, der auch bei den Aktionen von „Fridays for Future“ seinen Platz finden könnte. Es war ein starkes Schlussbild, mit dem das zweite Konzert der Reihe „b+“ zu Ende ging.

An fünf Bonner Schulen hatte man sich seit einigen Monaten jeweils mit einem der fünf Sätze der Pastorale auseinandergesetzt. Die Frage war, wie es Dirk Kaftan ausdrückte: „Was passiert, wenn der alte Beethoven auf junge Bonner trifft?“ Eine ganze Menge, wie das Konzert zeigte: Bewegendes, Nachdenkliches, Spielerisches. Der Musikkurs Klasse 10 der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule enterte mit Trommeln und Schlagstöcken die Bühne. Motive aus dem ersten Satz der Sinfonie verwandelten sie in puren Rhythmus. Und brachten damit Beethovens Idee des Kreisenden, Zuständlichen, Statischen, auf den Punkt.

"Szene am Bach"

Der Musikkurs Klasse 9 des Tannenbusch-Gymnasiums hatte sich von der „Szene am Bach“ inspirieren lassen. Pentatonische Motive erklangen auf Streichinstrumenten, Saxofonen, E-Gitarren und anderem mehr. Ein Hauch von Philipp Glass wehte durchs Opernhaus. Doch die Idylle währte nur kurz. Am Ende wurde ein Müllsack auf der Bühne ausgeleert. Eine klare Botschaft hatte auch die Projektgruppe der Freiherr-vom-Stein-Realschule dabei: Magie statt Beton. In ihrem Video zum dritten Satz der Sinfonie kurvte eine Prinzessin auf Rollschuhen durch das Schulfoyer, es wurde getanzt und in Kostümen geschwelgt. „Angst und Schrecken“, passend zur Gewitterszene, drückte der Sportkurs Q1 der Gesamtschule Beuel in einer vielfältigen und dynamischen Tanzperformance aus.

Und auch hier spielte das Thema Müll eine Rolle. Zu all den Beiträgen spielte das BOB die jeweiligen Sätze, mal im Anschluss an den Beitrag, mal direkt dazu. Und Dirk Kaftan wechselte immer wieder vom Pult zum Mikro und führte kleine Interviews mit den Schülern. Was die Politik noch lernen muss, wurde hier beherzigt: junge Leute ernst zu nehmen.

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