"125 Jahre Beethoven-Haus" Bonner Verein erinnert an Gründung vor 125 Jahren

Bonn · Mit einem Festakt erinnerte der Verein Beethoven-Haus am Montag an seine Gründung vor 125 Jahren. Am 24. Februar 1889 war das Ziel der zwölf Initiatoren, Beethovens Geburtshaus vor dem drohenden Abriss zu retten.

Beethoven im Zentrum: (von links) Malte Boecker, Bernd Neuendorf, Hermann Neusser und Michael Kranz.

Beethoven im Zentrum: (von links) Malte Boecker, Bernd Neuendorf, Hermann Neusser und Michael Kranz.

Foto: Barbara Frommann

Der damalige Bonner Oberbürgermeister Hermann Jakob Doetsch machte sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts Sorgen um den Ruf seiner Vaterstadt. Aus heutiger Sicht etwas überraschend war ihm ausgerechnet Ludwig van Beethoven ein Dorn im Auge: "So ein verrückter Kerl bringt es im Nachhinein noch fertig, das Ansehen der Stadt schwer zu beschädigen", wird er in der aktuellen Ausstellung "125 Jahre Beethoven-Haus" zitiert, die gestern im Rahmen eines Festaktes eröffnet wurde.

Der Stoßseufzer des Bonner Stadtoberhauptes Doetsch war eine Replik auf Äußerungen des einflussreichsten deutschsprachigen Musikkritikers seiner Zeit, Eduard Hanslick, der den erbarmungswürdigen Zustand von Beethovens Geburtshaus mit sehr deutlichen Worten beschrieben hatte. Auch wenn die offiziellen Vertreter der Stadt sich taub stellten, wurden seine Auslassungen nicht ignoriert.

Es waren Bonner Bürger, die in die Bresche sprangen: Um Beethovens Geburtshaus vor dem drohenden Abriss zu retten, gründeten gestern vor genau 125 Jahren, am 24. Februar 1889, zwölf Verehrer des größten Sohnes ihrer Stadt im Haus des Bonner Zeitungsverlegers Hermann Neusser am Münsterplatz den Verein Beethoven-Haus.

Zum Jubiläums-Festakt waren am gestrigen Montagabend viele prominente Kulturvertreter in den Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses gekommen, darunter Leiter großer Bonner Kulturinstitute wie Bernhard Helmich (Theater Bonn), Rein Wolfs (Bundeskunsthalle), Nike Wagner (Beethovenfest), Hans Walter Hütter (Haus der Geschichte). Louwrens Langevoort repräsentierte die Kölner Philharmonie und Franz-Xaver Ohnesorg das Klavierfestival Ruhr. Für die Stadt Bonn kamen Bürgermeister Horst Naaß und Kulturdezernent Martin Schumacher. Auch Beethoven-Biograf Jan Caeyers war da.

Neussers Urenkel Hermann Neusser, Verleger des Bonner General-Anzeigers und Mitglied im Vorstand des Beethoven-Hauses, rief gestern Abend in einer sehr persönlichen Rede die Anfänge des Vereins in Erinnerung. Der schlechte Zustand von Beethovens Geburtshaus mit seinen 60 Bewohnern und Bonns einzigem Tingeltangel im Garten "entsetzte meinen Urgroßvater sehr", sagte Neusser.

In der Gründungssatzung wurde festgeschrieben, das Haus zu erwerben, zu erhalten und zu sanieren. Darüber hinaus sollte auch eine Beethoven-Gedenkstätte darin eingerichtet werden. "Er handelte mit Weitsicht", sagte Neusser über seinen Urgroßvater. Auch als Verleger: Im selben Jahr führte er die frühere "Bonner Zeitung" unter dem neuen Namen Bonner General-Anzeiger aus wirtschaftlich schwierigen Zeiten in eine sichere Zukunft.

"Ich bin sehr stolz, dass meine Familie von Beginn an zu den Förderern einer fundierten Beethoven-Pflege in Bonn gehörte, und es ist mir ein tiefes Anliegen, diese Tradition fortzusetzen. Ich sehe mit großer Freude, wie aus der privaten Initiative ein Beispiel für eine aus meiner Sicht überaus gelungene Private-Public-Partnership entstanden ist", sagte Neusser gestern Abend. Auch an die Verdienste des 1994 verstorbenen Deutsche-Bank-Vorstands Hermann Josef Abs, der viele Jahre Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus war und unter anderem den Bau des vor 25 Jahren eröffneten Kammermusiksaales ermöglicht hatte, erinnerte Neusser. Dass Bonn ihn nicht zum Ehrenbürger ernannte, könne er bis heute nicht verstehen.

NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf hatte zuvor auf die Bedeutung des Hauses hingewiesen: "Was hier in 125 Jahren entstanden ist, ist einzigartig." Beethoven-Haus-Direktor Malte Boecker richtete in seiner Begrüßungsrede den Blick nach vorn und kündigte im Hinblick auf das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 unter anderem eine Aufarbeitung der Geschichte des Beethoven-Hauses während des Nationalsozialismus sowie eine gründliche konzeptionelle Überarbeitung der Dauerausstellung an. "Das setzt eine räumliche Erweiterung voraus", sagte er.

Den musikalischen Part des Festaktes gestaltete die junge Pianistin Olga Pashchenko, Teilnehmerin des Beethoven-Haus-Meisterkurses 2013. Ihre großartige Interpretation von Beethovens Eroica-Variationen op. 35 war eine Demonstration intensiver Auseinandersetzung mit der Musik des Komponisten.

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