Collegiums musicum in der Universitätsaula Brahms mit Wucht und Pathos

Bonn · In Brahms erreiche die "Kunst, ohne Einfälle zu komponieren", ihren Höhepunkt, bemerkte einmal ein zeitgenössischer Kritiker. In der Tat bleibt so manches melodische Gebilde bei Brahms in einem eigentümlichen Schwebezustand zwischen fasslicher Gestalt und austauschbaren Intervallfolgen.

Wie viel Raffinement im Brahmsschen Komponieren liegt, erkannte hingegen Arnold Schönberg. Zwei Marksteine aus Brahms? Schaffen hatte sich das Collegium musicum für sein Semesterabschlusskonzert ausgesucht: die vierte Sinfonie und das "Deutsche Requiem". Unter der Leitung des neuen Akademischen Musikdirektors André Kellinghaus gelangen in der Uniaula packende und eindringliche Darstellungen.

Kellinghaus, seit Oktober letzten Jahres im Amt, motivierte seine Musiker in der Sinfonie dazu, lange Spannungsbögen zu formulieren und Höhepunkte schlüssig heraus- zuarbeiten. Der erste Satz erhielt die nötige Wucht und den ausreichenden Schuss Pathos, im Andante arbeitete man eindringlich das Wechselspiel zwischen Idylle und aufwühlender Intensität heraus.

Auch das "Requiem" verfehlte seine Wirkung nicht. Hier spürte man, dass Kellinghaus zuletzt Chordirektor an der Komischen Oper in Berlin war. Der Chor sang mit der nötigen Wucht, aber ohne Kraftmeierei, der Klang blieb geschmeidig und schlank, gab den aufrüttelnden oder triumphalen Momenten Schlagkraft und blieb in leisen Partien tragfähig.

Die Sopranistin Elif Aytekin missverstand ihre Partie und sang wie eine Brünnhilde alter Schule, während der Bariton Jens Hamann eine vorzügliche Leistung ablieferte.

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