Orchesterfest in der Beethovenhalle Brücken zwischen Kunst und Sport

BONN · "Wir spielen für Dich" heißt das Motto des Beethoven Orchesters Bonn (BOB). Beim Orchesterfest in der Beethovenhalle traf dies ganz besonders zu, denn man hatte ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das zum Zuhören und Entdecken einlud.

 Musik oben, Sport unten: Momentaufnahme vom Orchesterfest in der Beethovenhalle.

Musik oben, Sport unten: Momentaufnahme vom Orchesterfest in der Beethovenhalle.

Foto: V. Hagen

Das Motto konnte man an diesem Tag freilich auch abwandeln: "Wir spielen mit Dir", denn auch das Publikum war aufgefordert, mitzuwirken und auszuprobieren.

Bestes Beispiel war das Publikumsorchester, bei dem Profis und Amateure unter der Leitung von Stefan Blunier auf dem Podium im großen Saal der Beethovenhalle Seite an Seite spielten. Das setzte bei manchem ungeahnte Fähigkeiten frei. So gelangen Johannes Brahms' Ungarischer Tanz Nr. 5 und Auszüge aus der Musik zu dem Film "Fluch der Karibik" von Hans Zimmer ganz vorzüglich.

Den Auftakt und ein Mittagskonzert gestaltete das BOB aber alleine, den Beginn mit Sergej Prokofjews Klassiker "Peter und der Wolf" mit Konrad Beikircher als Erzähler und Johannes Pell als Dirigent. Beim Mittagskonzert übernahm GMD Blunier selbst die Stabführung, nachdem er selbigen zunächst in der Garderobe vergessen hatte und noch einmal zurückeilen musste. Unter dem Motto "Olympia" widmete man sich der engen Beziehung von Musik und Sport, gerade angesichts der gegenwärtigen Diskussionen ein brandaktuelles Thema.

Blunier und das BOB nahmen es humorig und zeigten, dass beide sich mitnichten das Geld wegnehmen, sondern im Gegenteil eine Symbiose eingehen können. Hinreißend war das mit unüberhörbarer Musizierlaune gespielte, um Sport und Tanz kreisende Programm. Nur mit dem anvisierten Weltrekord bei Rimski-Korsakows berühmtem Hummelflug hat es dann doch nicht geklappt. Der liegt für Geige bei 64, für Tuba sogar bei 54 Sekunden.

Dass Musik und Sport keine Gegensätze sein müssen, erfuhr man auch auf Plakaten, auf denen einige Musiker Auskunft über ihre - auch sportlichen - Vorlieben gaben. Und wem das nicht genug war, der konnte sogar bei einem Tischtennisturnier gegen Orchestermitglieder antreten. Der Sieger, Konzertmeister Mikhail Ovrutsky, spielte im Olympischen Konzert zu den Klängen der Pizzicato-Polka von Johann Strauß gegen einen Musikerkollegen - Stop-Tanz mal anders. Instrumentenvorstellungen in allen Sälen der Beethovenhalle rundeten das von zahlreichen Familien angenommene Angebot ebenso ab wie Stände von Instrumentenbauern, bei denen man mitunter auch selbst Hand anlegen konnte.

Während des Orchesterfests spielte in zahlreichen Gesprächen auch die derzeitige GMD-Suche eine Rolle. "Die Art und Weise, wie das gemanagt wurde, ist ein Desaster", sagte etwa Stephan Eisel von den Bürgern für Beethoven. "Das Mindeste, was man jetzt machen muss, ist miteinander zu reden." Etwa mit dem laut Eisel wohl noch gesprächsbereiten Jun Märkl?

Gute Stimmung, gute Laune, gute Musik: Insgesamt war das Orchesterfest ein voller Erfolg. Veranstaltungen wie diese machen einmal mehr deutlich, welchen Schatz die Stadt mit einem so engagierten Orchester hat. "Die machen das wirklich nett", war auch der Kommentar einer Besucherin. "Das ist ein toller Einsatz."

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