Buch untersucht "Die Moderne im Nationalsozialismus"

Herausgeber und Bonner Dozent Volker Böhnigk regt zur Diskussion an

Bonn. Wie modern war der Nationalsozialismus? Eine Frage, die - glaubt man Volker Böhnigk, Dozent am Philosophischen Institut der Universität Bonn - auch heute noch für hitzige Debatten gut ist. Wobei die Probleme schon damit beginnen, dass es einen einheitlichen Begriff der Moderne gar nicht gibt. Wie aber lässt sich dann der Kunstbegriff der Nationalsozialisten daran messen?

Mit dem Band "Die Moderne im Nationalsozialismus" und den dort gebündelten Beiträgen von sieben Autoren wollen Böhnigk und sein Mitherausgeber Joachim Stamp - Referent für Politische Bildung Inland der Friedrich-Naumann-Stiftung und seit 2004 im Bonner Stadtrat - zur Diskussion anregen.

Die Idee zum Buch geht auf eine Tagung der Friedrich-Naumann-Stiftung zum Thema "Verbrecherische Ästhetisierung - Ästhetisierung des Verbrechens. Kunst im Nationalsozialismus" 2004 in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach zurück.

Doch der Band möchte mehr sein als die klassische Dokumentation eines wissenschaftlichen Treffens. Und es möchte die nach wie vor populäre These, dass im Jahre 1933 alle Bemühungen um die Moderne abgerissen seien, widerlegen. Wo von "Nazi-Kunst" gesprochen werde, könne schwerlich etwas gemeint sein, dass 1933 aus dem Nichts auftauchte und 1945 spurlos dorthin verschwand.

"Wer sich auf Fragen der Ästhetisierung des “Dritten Reichs„ einlässt, betritt vermintes Gelände", schreibt Karl Stamm einleitend zu seinem Beitrag über die Ufa-Tonwoche 451/1939.

Dass alles, was im Innern verwerflich sei, nicht gleichzeitig gut gemacht sein könnte, sei ein Irrtum, argumentiert der Kunsthistoriker und Dozent für Mediengeschichte am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. Einen Beweis dafür liefert besagte Wochenschau. Sie transportierte den verbrecherischen Inhalt mit beeindruckenden Bildern.

Mit zahlreichen Bildbeispielen hat Rolf Sachsse, Professor für Designgeschichte und Designtheorie an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken, seinen Aufsatz illustriert und stattdessen auf die sonst üblichen Fußnoten verzichtet. Ihm geht es in seiner "Subgeschichte des Designs" zur Kontinuität von Bauhaus und Moderne im NS-Staat" vor allem darum, zu zeigen, dass und wie gerade diese Moderne das Alltagsleben der Menschen beeinflusst und geprägt hat. Und das eben auch in den Jahren von 1933 bis 1945.

Die Moderne im Nationalsozialismus. Hrsg. von Volker Böhnigk und Joachim Stamp. University Press, Bonn, 24,90 Euro.

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