Bundeskunsthalle macht "Neugierig?" auf neue Austellung

Intendant Robert Fleck lädt 15 international renommierte Sammler zum Gipfel nach Bonn ein

Bundeskunsthalle macht "Neugierig?" auf neue Austellung
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Bonn. Mit der Ausstellung "Neugierig?", die in der kommenden Woche eröffnet wird, betritt Intendant Robert Fleck in der Bundeskunsthalle Neuland: Dass Institutionen mit Sammlungen zusammenarbeiten, sei nicht ungewöhnlich, dass man aber gemeinsam eine Ausstellung erarbeitet, Sammler ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Vorlieben in ein Projekt einbringen, sei ein Novum, meint Fleck.

Die Liste der prominenten Stichwortgeber und Mitkuratoren liest sich wie ein Who's Who der Sammler. "Neugierig?" präsentiert 15 Sammlungen, drei ausländische, zwölf deutsche. Beim Schaulaufen der Kunst ist die Berliner "About Change Collection" und die Sammlung von Christian Boros dabei, der seine Schätze in einem Hochbunker in Berlin-Mitte zeigt.

Ebenfalls aus Berlin kommen die Schätze von Barbara und Axel Haubrock. Harald Falckenberg aus Hamburg ist in "Neugierig?" ebenso vertreten wie die Pariser Maison Rouge - Fondation Antoine de Galbert sowie die Sammlung des Psychiater-Ehepaars Marc und Josée Gensollen aus Marseille.

Aus München ist die renommierte Sammlung Goetz dabei, die sich von Herzog und de Meuron einen Museumskubus bauen ließ. Vertreten ist auch die Bonner Sammlung KiCo, bekannt durch ihr beachtliches Engagement für das städtische Kunstmuseum. Weitere Schwergewichte sind die Sammlungen Maenz, Olbricht, Ringier und Schürmann sowie die Julia Stoschek Collection.

"Was möchten Sie unbedingt der Öffentlichkeit vorstellen?" Diese Frage stellte Fleck den Sammlern. "Da sind bekannte Künstler darunter, junge und alte Unbekannte." Viele Sammlungen haben Fleck ihr Gesamtverzeichnis, "ihr Staatsgeheimnis", zur Verfügung gestellt, ein Vertrauensvorschuss.

Für Fleck sind die privaten Sammler die einzigen, die heute noch auf dem Kunstmarkt agieren können. Öffentliche Institutionen müssen bei bedeutenden Kunstwerke oft passen, können finanziell nicht mehr mithalten. Wollen die Museen im internationalen Vergleich bestehen, müssen sie sich mit privaten Sammlern arrangieren.

Im Gegenzug haben die Sammler ein vitales Interesse, ihre Kunst in renommierten Häusern zu zeigen. "Wir wollen dokumentieren, welches enorme Potenzial private, besonders deutsche Sammlungen haben und, auf der anderen Seite, wie sich die Kunst im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts entwickelt hat."

Es gebe neue Themen, neue Formen. Fleck lobt die hohe Professionalität, die große Expertise der Sammler: "Wenn ich die Ankäufe der letzten Jahre durch die Sammlungen, die wir zeigen, mit den Ankäufen des Guggenheim vergleiche, sehe ich keinen Unterschied."

Es gebe eine Konfliktsituation zwischen Museen und privaten Sammlern, die in der schwächeren Position der öffentlichen Häuser und der finanziellen Potenz der Privaten begründet ist, sagt Fleck. Dieses Thema soll in Diskussionsrunden im Rahmenprogramm angesprochen werden, wo sich Museumsleute wie Kasper König (Köln), Marion Ackermann (Düsseldorf) und Udo Kittelmann (Berlin) mit Sammlern austauschen.

"Es gibt im Moment viele, die an einer Lösung des Problems arbeiten", sagt Fleck und nennt den Bonner Kunstmuseumschef Stephan Berg, der neue Kooperationsmodelle mit Sammlern entwickelt hat.

"Verhärtete Fronten bringen nichts, aber hier in Deutschland sind sie es", sagt der Intendant. Insofern soll die Ausstellung "Neugierig?" den Dialog eröffnen. "Das ist ein zentrales Thema für die Museumsentwicklung der nächsten Jahre." Doch nicht Museumspolitik soll im Mittelpunkt stehen, sondern die Kunst.

Und da bietet die Künstlerliste ein Namedropping, das man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: Vito Acconci, Doug Aitken, Heike Baranowsky, Hubert Becker, Karla Black, John Bock, Carol Bove, Birgit Brenner, Anthony Burdin, Petty Chang, Jake and Dinos Chapman, Hanne Darboven, Nathalie Djurberg, Cheryl Dongegan, Sam Durant, Peter Fischli/David Weiss, Richard Fleischer, Ceal Floyer, Gelitin/Gelatin, General Idea, Philippe Halsmann, Diego Hernandez, Hannah Höch, Pierre Joseph, William Kentridge, Kitty Kraus, Alicja Kwade, Lisa Lapinski, Mark Leckey, Daniel Lergon, Lucy McKenzie, Alex McQuilkin, Lorna Macintyre, Mathieu Mercier, Hans Niehus, Paulina Oslowska, Roman Ondák, Pavel Pepperstein, Raymond Pettibon, Peter Piller, Seth Price und ein Dutzend mehr. Ein Wunschkonzert der Sonderklasse.

Bundeskunsthalle, 29. Januar bis 2. Mai.

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