Camerata musicale verzaubert Publikum in Uni-Aula

Manche Opernfreunde werden sich noch erinnern: 1994 stand Plácido Domingo mit sehr bizarrem Federschmuck als Indianerhäuptling auf der Bonner Bühne. Gespielt wurde damals "Il Guarany", eine weitgehend unbekannte Oper des brasilianischen Komponisten Carlos Gomes.

Bonn. Manche Opernfreunde werden sich noch erinnern: 1994 stand Plácido Domingo mit sehr bizarrem Federschmuck als Indianerhäuptling auf der Bonner Bühne. Gespielt wurde damals "Il Guarany", eine weitgehend unbekannte Oper des brasilianischen Komponisten Carlos Gomes (1836-1896).

Die Ouvertüre zu diesem gern als brasilianische Nationaloper gehandelten Werk bildete jetzt in der Aula der Bonner Universität den Auftakt zum Konzert der Camerata musicale: ein unterhaltsames Potpourri-Stück, beherzt angegangen und mit dem nötigen Pathos versehen. Im geschickt zusammengestellten Raritäten-Programm blieb man zunächst in Brasilien.

Der französische Komponist Darius Milhaud verbrachte einige Zeit als Botschaftssekretär in Südamerika; seine kurzweilige, als "Cinéma-Fantasie" bezeichnete Komposition "Le boeuf sur le toit" (Der Ochse auf dem Dach) gibt sich als witzige und freche Folge von brasilianischer Tanz- und Karnevalsmusik.

In diesem burlesken musikalischen Geschehen fühlten sich die Camerata musicale und ihr klug Akzente setzender Dirigent Martin Kirchharz hörbar wohl, die Interpretation hatte Charme und Schlagkraft und auch in heiklen solistischen Passagen bemerkenswerte Qualität.

Ein bisschen mehr Mühe, den großen Spannungsbogen zu halten, hatte die Camerata musicale mit "Urbs Roma" (Stadt Rom), der Sinfonie in F-Dur des 21-jährigen Camille Saint-Saens. Nach einem etwas schwerfällig angelegten ersten Satz kamen die jungen Musiker freilich immer besser in Schwung, spielten ein furioses Scherzo, einen in seinen Steigerungen durchaus fesselnden Trauermarsch und fanden im Finale zu schönem gesanglichen Ton.

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