80. Geburtstag Carmina Burana im Kölner Staatenhaus

Köln · Die Carmina Burana von Carl Orff feierten in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag mit einer Sammlung der lateinischen und deutschen Gesänge aus den mittelalterlichen Handschriften aus dem Kloster Bendiktbeuern.

 Gefühle zwischen Scham und liebendem Verlangen: Emily Hindrichs bei der konzertanten Aufführung der Carmina Burana.

Gefühle zwischen Scham und liebendem Verlangen: Emily Hindrichs bei der konzertanten Aufführung der Carmina Burana.

Foto: Oper Köln

Die Carmina Burana von Carl Orff feierten in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag. Dass die Sammlung der lateinischen und deutschen Gesänge aus den mittelalterlichen Handschriften aus dem Kloster Bendiktbeuern einmal so populär werden würden, dass man mit ihnen Schokoladenwerbung unterlegen würde oder sie durch den Keyboarder der „Doors“, Ray Manzarik, den Weg in die Pop-Welt finden würden, war im Jahr 1937 nicht abzusehen.

Bei der zweiten Aufführung des Werks im österreichischen Graz saßen viele nationalsozialistische Parteileute in Uniform im Publikum, die den Erfolg insbesondere wegen der lateinischen Texte torpedieren wollten, indem sie den Applaus verweigerten. An solch undeutscher Musik durften sie wenig Gefallen finden. Doch auch Orffs Tochter Godela war glücklicherweise da: „Und ich saß in der Proszeniumsloge“ erinnerte sie sich später, „ich habe schlicht eine Sauwut gekriegt und schreie in das Publikum hinein: 'Warum klatschen denn die Scheißkerle nicht?' Und dann gab es ein Riesengelächter, das war wunderschön, und Applaus.“

Solcherart Anfeuerung bedurfte es nach der Premiere der konzertanten Aufführung der Gesänge am Samstagabend im Kölner Staatenhaus nicht. Die eingängige, in ihrer elementaren Wucht immer noch mitreißende Musik entfachte großen Jubel beim Publikum im Saal 2. Der Chor der Oper Köln, Mädchen und Jungen des Kölner Domchores und das Gürzenich-Orchester boten die beeindruckende Kulisse für die Aufführung, für die Alexander Grüter zudem eine hübsche Lichtshow im Hintergrund entworfen hatte, für die der volle Mond das wesentliche Motiv darstellte.

Fein nuanciert und zu Herzen gehend

Beim eröffnenden „O Fortuna“ setzte Dirigent Leo Hussain ganz auf die volle akustische Wucht der klingenden Masse und auf den Kontrast zu den folgendem, leise vom Chor gesungenen und vom Klavier rhythmisch vorangetrieben „semper crescis“. Der von Andrew Ollivant bestens vorbereitete Chor sang mit großer Inbrunst und entfaltete ein beeindruckendes Klangvolumen und artikulierte die Texte überaus präzise. Auch dann, wenn das Sprechtempo angezogen wurde, wie etwa in „Ecce gratum“. Der Kinderchor hielt da ganz wunderbar mit, gerade auch in „Tempus est iocundum“ aus dem „Cour d'amours“.

Bei den Solisten hatte man bei der Premiere gleich zwei krankheitsbedingte Absagen verkraften müssen. Doch die beiden Ersatzleute, der Bariton Stephan Genz (für Miljenko Turk) und der Tenor John Heuzenroeder (für Martin Koch) machten ihre Sache ausgezeichnet. Genz sang nicht nur seine Trinklieder mit Überzeugungskraft, sondern wechselte im Cours d'Amour in edlere Ausdrucksregister. Und Heuzenroeder ließ den gebratenen Schwan in qualvoll hohen Registertönen von seiner Seelenpein berichten.

Nicht ganz so schlimm ist es da um die Sopranistin bestellt, die in ihrem Solo „In truitina“ ihre Gefühle zwischen Scham und liebendem Verlangen beschreibt. Emily Hindrichs gestaltet das fein nuanciert und zu Herzen gehend. Und die „Dulcissime“-Koloraturen drehten sich in himmlisch süße Höhen. Dankbar sind die Carmina Burana natürlich auch fürs Orchester, das sich hörbar mit großer Spielfreude ins mittelalterliche Geschehen stürzte. Herrlich mitreißend etwa im Tanz aus „Uf dem Anger“.

Nochmal am 30. Dezember, 19.30 Uhr. Aufführungsdauer eine Stunde.

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