Charmante Posaune

Romantische Attitüde: Thomas Heywood im Bonner Münster

Charmante Posaune
Foto: P. Weidert

Bonn. Keine Frage, Thomas Heywood hat Musik im Blut. Der australische Organist eröffnete die Reihe der sommerlichen Orgelkonzerte im Bonner Münster mit einem populären und bunten Programm und präsentierte sich dabei als extrovertierter Vollblutmusiker mit Hang zum romantischen Schwulst.

Dabei bewies er aber - wie so viele Organisten und Komponisten aus dem angelsächsischen Raum - ein untrügliches Gespür für Stil und Ausdruck. Etwa im cis-Moll Prélude von Sergej Rachmaninoff, das er ebenso expressiv wie salbungsvoll in Szene setzte.

Oder in einem eigenen Stück, einer Humoreske für Pedal-Posaune. Hier schien Heywood in einem spätromantischen Idiom einfach drauflos zu schnabulieren. Das Ergebnis war charmant und vergnüglich, aber auch ein bisschen harmlos.

Auch mit vier Stücken aus dem Ballett Schwanensee von Peter Tschaikowsky zeigte sich Heywood als Interpret mit einem unnachahmlichen Schwung so dass der Bechertanz und auch der Walzer aus dem ersten Akt zum dahinschmelzen schön klangen.

Dabei schöpfte Heywood auch das klangliche Potenzial der Münsterorgel aus und ließ sie in satten, romantischen Klangfarben erblühen. Weniger überzeugend gelang dagegen die Egmont-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven, die zwar ausgesprochen schwungvoll, aber auch ein wenig zu oberflächlich klang.

Gerade die Themen wurden durch Heywoods nonchalantes Spiel und eine wenig markante Registrierung zu wenig konturiert, so dass insgesamt ein wenig verbindlicher Eindruck entstand. Auch Fantasie und Fuge g-Moll (BWV 542) von Johann Sebastian Bach dudelte Heywood ein wenig zu salopp herunter.

Zwar klang alles recht flott und tänzerisch, im Detail wäre aber noch viel Feinarbeit zu leisten gewesen. Heywoods unterschiedslos alles über einen Kamm scherende romantische Attitüde führte nicht zuletzt zu einer Nivellierung der musikalischen Substanz, die hier nicht angemessen schien.

Tschaikowskys Schwanensee oder auch dem Gefangenenchor aus der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi verhalf die romantische Attitüde Heywoods dagegen zu voller Blüte.

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