Charme der Peripherie: Von Mondorf nach Mondorf

Die Bonner Beethovenstiftung fördert eine viel versprechende Kunst-Wanderung von Peter Piller

Charme der Peripherie: Von Mondorf nach Mondorf
Foto: Franz Fischer

Bonn. Dante, Petrarca und Goethe haben es leidenschaftlich gern getan, Walser tut es noch immer, auch Rousseau war ein passionierter Wanderer; Mallarmé galten "se promener et écrire" als paralleler Vorgang, und von Nietzsche ist die Warnung überliefert: "So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung."

Der Konzeptkünstler Peter Piller (Jahrgang 1968) befindet sich also in illustrer Gesellschaft, wenn er sein neuestes Projekt im Gehen absolviert: Seine "Peripheriewanderung" wird ihn einmal um Bonn führen. Begonnen hat er in Mondorf, und dorthin wird ihn nach rund zehn Wandertagen zum Abschluss die Fähre übersetzen.

Was er auf diesem Gang um Bonn erlebt, wird minutiös dokumentiert - auf drei Ebenen, fotografisch, textlich (erste Eindrücke werden per Diktafon festgehalten) und durch Zeichnungen, die im Nachhinein entstehen.

Die Peripherie, die Grenze zwischen Stadtbebauung und Natur, hat für Piller einen besonderen Reiz, "hier bilden sich jenseits der wichtigen Zentren interessante Dinge ab." In Mondorf waren es vorerst Deutschland-Fahnen, Überbleibsel der WM-Euphorie, die noch in manchen Fenstern hängen.

Piller versammelt das Material der "Peripheriewanderung" in einem Buch, das im kommenden Frühjahr erscheinen soll. Das Projekt wird von der Ende 2004 gegründeten Beethovenstiftung für Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn mit 29 850 Euro gefördert.

Der frisch berufene Fotografie-Professor an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig gehört somit zu den ersten Preisträgern der Bonner Stiftung. Außerdem wurde das Bundesjugendorchester gefördert. Ein Kompositionsauftrag ging ferner an Markus Hechtle, der Anfang 2007 eine CD herausbringen wird.

Pillers "Peripheriewanderung" hat interessante Vorläufer, die jeweils an der Nahtstelle zwischen Stadtsoziologie und Mentalitätsgeschichte, akribischem Forschergeist und sanfter Ironie lagen: 1993 umrundete er Hamburg in 26 Etappen, drei Jahre später kam das Ruhrgebiet mit einer Rundwanderung in 31 Etappen dran.

Die Projekte wurden jeweils in Buchform publiziert, "13 oder 14 habe ich gemacht, ich liebe Bücher", meint Piller, der mit Beispielen aus seinem aus rund 7 000 Fotos aus Lokalzeitungen bestehenden skurrilen Fundus bekannt wurde. Seine Arbeiten waren etwa 2003 im Bonner Kunstverein und 2004 in der ambitionierten Kölner Ausstellung "Kurzdavordanach" zu sehen.

Was wird die Bonner Wanderung bringen? Piller ist "vollig offen", will sich überraschen lassen, spontan auf Eindrücke reagieren und: "Ich verlaufe mich gern."

Für die zweite Runde der Förderstipendien hat die Beethovenstiftung gerade die Bewerbungsfrist bis zum 15. Oktober verlängert. Informationen dazu können unter www.bonn.de oder telefonisch bei der Beethovenstiftung unter (02 28) 2 42 70 69 abgerufen werden.

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