Einzelausstellung Christian Jankowski zu Gast im Landesmuseum

Bonn · Als die Kuratorin der Londoner Pumphouse Gallery Christian Jankowski 2010 zu einer Einzelausstellung einlud, wusste sie noch nicht, worauf sie sich einlassen würde.

Wenn die Sprache darauf kam, welche Arbeiten er zeigen wollte, gab sich der deutsche Künstler wortkarg. Stattdessen bat er darum, den britischen Designer Gordon Whistance in die Ausstellungsvorbereitungen einzubeziehen. Whistance, den Engländern bestens bekannt durch seine Designsendung im Fernsehen, wurde beauftragt, das Pumphouse aus viktorianischer Zeit in die "perfekte Galerie" zu verwandeln.

Mit den Eckdaten - vier Stockwerke, 95 Quadratmeter, 15.000 Pfund Budget, fünf Wochen Zeit - setzte Jankowski den Designer ordentlich unter Druck. Whistance, dessen Arbeit von einem Kamerateam begleitet wurde, legte los, schaute sich in anderen Galerien um und entwickelte den Plan für die "perfect gallery".

Wände wurden herausgerissen, Einbauten aus den 70er Jahren entfernt, ein eigenes "Jankowski-Weiß" als Wandfarbe entwickelt. Gerne hätten er und die Kuratorin gewusst, was Jankowski in der Ausstellung zeigen würde, aber der lächelte immer noch freundlich alle Fragen weg.

Erst kurz vor der Vernissage erklärte Jankowski seine Idee: Die "perfekte Galerie" selbst war das Kunstwerk und Ausstellungsobjekt. Eine typische Jankowski-Arbeit, die jetzt auf Einladung der Videonale-Veranstalter und im Beisein des Künstlers als Dokumentation im Kinosaal des Bonner Landesmuseums zu sehen war. Jankowski wechselt darin geschickt die Perspektiven. Sein Blick kommt aus dem Inneren eines gesellschaftlichen Systems, in diesem Fall das Kunstsystem.

Der Künstler kollaboriert regelmäßig mit anderen Akteuren, seine Sicht ist ebenso humorvoll wie raffiniert und liegt zwischen Performance und kreativ unterwanderter Dokumentation. Das gilt auch für die Arbeit "Dienstbesprechung" von 2008.

Damals hatte Jankowski im Vorfeld seiner Ausstellung im Stuttgarter Kunstmuseum einen Rollentausch veranlasst. Alle Museumsmitarbeiter, vom Direktor bis zur Kuratorin, wechselten vorübergehend ihre Jobs und übernahmen die neue Rolle so gut es ging. Ein durchaus riskantes Experiment für alle Beteiligten, wobei Jankowski die eigenständigen Handlungen seiner Akteure anstößt und dann selbst zum Mitwirkenden mit begrenzten Eingreifmöglichkeiten wird.

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