Metropol-Kuppelsaal Christine Westermann liest aus ihrem aktuellen Buch

BONN · Sie kommt ein kleines bisschen zu spät. Parkplatzprobleme. Dabei ist sie doch eine "Pünktlichkeitsfanatikerin", der jede zusätzliche Minute fast schon körperliche Schmerzen bereitet.

Kurz vor dem einsetzenden Starkregen betritt Christine Westermann den seit Monaten ausverkauften Metropol-Kuppelsaal, übrigens ohne ihre (relativ) neuen zitronengelben Turnschuhe, die sie so gern hat.

Darf man solches Schuhwerk mit 65 noch tragen, hat sie sich gefragt. Was darf man überhaupt noch im Alter? Christine Westermann blickt unnachahmlich gelassen ins Publikum, streift sich ihre kastanienfarbenen Haare an der Schläfe zurecht, es ist eine typische Westermann-Geste. Und dann sagt sie: "Man darf alles."

Mit ihrem aktuellen Buch "Da geht noch was - Mit 65 in die Kurve" war die populäre Radio- und Fernsehmoderatorin (etwa "Bücher" auf WDR 5 und "Zimmer frei!"), Journalistin und Schriftstellerin auf Platz eins der "Spiegel"-Bestsellerliste für Sachbücher.

Christine Westermann schreibt über das Älterwerden, klar, sie schreibt aber auch über blockierende Selbstzweifel und buddhistisch angehauchte Erfahrungen. Oder, um ein großes Wort zu bemühen: Lebensphilosophie. Es ist ein kluges, selbstironisches und erfrischend selbstkritisches Buch geworden.

"Ich fühl' mich nie wie 65", sagt die Autorin im Kuppelsaal. "Manchmal fühl' ich mich wie acht, und manchmal wie 104, wenn ich zu viel gefeiert habe." Und manche Dinge lassen sich nicht planen: Gegen Ende der Lesung sagt Christine Westermann, dass sie natürlich darum wisse, mit ihren seit geraumer Zeit besuchten Achtsamkeitskursen Teil einer Modewelle zu sein.

"Das macht aber nichts", sagt die Kölnerin in Bonn, "bald werde ich auf meiner eigenen Welle sein." Im selben Moment dringt Möwengeschrei durch die leicht geöffneten Kuppelfenster. Auf Christine Westermanns Gesicht ist Überraschung zu lesen, vor allem aber Freude, große Freude sogar - und vielleicht eine Spur von Fernweh.

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