Unbestechlich und unbeirrbar Christoph von Dohnányi in der Kölner Philharmonie

Als Maestro Christoph von Dohnányi nach dem Schlusschor "An die Freude" dem Philharmonischen Chor der Stadt Bonn applaudierte, kam dies einem neuerlichen Ritterschlag für dieses international mehrfach geprüfte Ensemble gleich. Magisches Macht- und Kraftzentrum dieser Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie in der ausverkauften Kölner Philharmonie blieb der ehrwürdige Dirigent, der vor einer Woche seinen 86. Geburtstag feiern durfte.

 Magisches Kraftzentrum: Maestro Christoph von Dohnányi auf einem Archivfoto. FOTO: DPA

Magisches Kraftzentrum: Maestro Christoph von Dohnányi auf einem Archivfoto. FOTO: DPA

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Vor gut 50 Jahren kam der Berliner Dirigent an den Rhein und übernahm für eine halbe Dekade das WDR-Sinfonieorchester. Er war der jüngste GMD Deutschlands, hatte in München und bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi in den Staaten studiert. 20 Jahre begleitete er das Cleveland Orchestra über alle Kontinente - eine internationale Traumkarriere ohne Allüren, deshalb ohne Presserummel. Ebenfalls zwei Jahrzehnte währt die Liaison mit dem jetzt gastierenden Philharmonia Orchestra, zehn Jahre davon als Chef-, heute als Ehrendirigent auf Lebenszeit. Dieses eingespielte Team hob mit einem Breitwand-Sound in deutscher Orchesteraufstellung an, also mit getrennt sitzenden Geigen, diesmal mit den Hörnern zentral in der Mitte: Sie schüren bei Beethoven die klangliche Glut, so schwellen die Crescendi aus dem Kern hervor.

Was zunächst unzeitgemäß aufgeplustert bis unmodern wirkte, wurde aber von den Engländern zielstrebig und aus einem Guss formuliert - es zog in seinen Bann. Im Scherzo verteilte Dohnányi Akzente wie Säbelhiebe, das flutete die Partitur mit Licht und Tempo. Nie blitzte eine solistische Glanzleistung aus dem gediegenen Orchesterklang, es gab sogar kleine Ungenauigkeiten, die ja beim Cellorezitativ im Schluss-Satz praktisch wie bei einem griechischen Tragödien-Chor "einkomponiert" sind. Aber der gediegene Sound war einfach unbestechlich, unbeirrbar, selbst im mörderischsten Tempo.

Solches jagte die Solisten durchs Finale, eröffnet von James Rutherford mit voll tönendem Bass, fortgesetzt vom Heldentenor Stefan Finke mit gehetztem Tenorsolo. Perfekt saßen die Einsätze des von Thomas Neuhoff einstudierten Chores, auch die geforderte Power stimmte. So verschmolzen absolute Musik und Chorsinfonik zu einem Gesamterlebnis, das von den emotional berührten Hörern mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Diese Wirkung hat sich der Bonner Meister einst erhofft.

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