In der Beethovenhalle Christopher Hogwood dirigierte die "Serenade um 11" des Beethoven Orchesters

Das Verhältnis zwischen Kultur und Sport könnte man in Bonn derzeit als etwas schwierig bezeichnen. Wenn man sich in die Quere kommt, gibt es freilich auch unproblematische Lösungen: Wegen des Marathons verschob das Beethoven Orchester eines seiner Konzerte aus der Reihe "Serenaden um 11" vom Vormittag auf den frühen Abend (was für eine Serenade eigentlich auch ganz angemessen ist).

Ansonsten hatte dieser musikalische Teil des Sonntags in der Beethovenhalle wenig mit Marathon zu tun - es ging über eine Kurzdistanz von gerade mal 50 Minuten reiner Spieldauer. Das liegt an der unteren Grenze dessen, was man einem Publikum für sein Eintrittsgeld anbieten darf, und ist etwa so, als würde man im Fußball nur eine Halbzeit spielen.

Was in der Kürze der Zeit zu hören war, machte allerdings Lust (auch auf mehr). Vor allem Edward Elgars Serenade für Streichorchester e-Moll setzten Dirigent Christopher Hogwood und die Streicher des Beethoven Orchesters wunderschön in Szene. Hogwood zeichnet für die kritische Neuausgabe des Werks verantwortlich - seine intime Kenntnis aller Details schlägt sich in einer Interpretation nieder, die die Serenade von aller Larmoyanz befreit. Sie klingt zärtlich und ein bisschen wehmütig, nie penetrant und nie verschnulzt.

Das Programm führte unter dem Motto "Getrennt und zusammen" verschiedene Spielarten der Serenade vor. Hatten die Streicher bei Elgar ihren Auftritt, so konnten sich die Bläser in der Serenade Es-Dur von Richard Strauss bewähren. Und zusammen, allerdings ohne Violinen, gab's zum Abschluss die zweite Serenade von Brahms.

Dieses eher selten gespielte Stück, von dem beispielsweise Clara Schumann ganz begeistert war, hatte unter Hogwoods inspirierender Leitung weniger dunkle Seiten, als es die Besetzung vermuten lässt. Der Dirigent setzte auf Frische, Leichtigkeit und Durchhörbarkeit - eine kluge Entscheidung, die die Klangkombinationen von Brahms in immer neuem Licht erscheinen ließ.

Die Serenade des 17-jährigen Strauss zu Beginn war ein netter Einstieg. Strauss selbst nannte das Stück "eine anständige Konservatoriumsarbeit". Da hatte er recht, vom späteren Strauss ist nichts zu ahnen. Aber die Bläser des Beethoven Orchesters veredelten das Frühwerk mit ausgesprochen weichem Ton.

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