Clair de Lune gegen die Mondscheinsonate

BONN · "Ick Hans Liberg" - Die neue Show des niederländischen Musik-Komödianten wurde in der Bonner Oper aufgeführt.

Wann ist der rechte Moment, um ein Musikstück abzubrechen? Und wie groß wird wohl die Geduld des Publikums mit lauter angespielten Stücken sein? Erstens ist das ziemlich variabel, und zweitens geht es gar nicht so sehr um Langmut, sondern vor allem um Spaß - sehr viel Spaß sogar - , wenn der niederländische Musik-Komödiant Hans Liberg auf die Bühne kommt. So wie jetzt in der Reihe "Quatsch keine Oper" von Theater Bonn, Rita Baus Kulturproduktion und Pantheon, wo er sein neues Programm präsentierte.

Zur Klassik pflegt der 57-Jährige eine liebevoll-ironische Beziehung. Auch in seinem Fall setzt Komik Können voraus und das nicht nur am Klavier, sondern auch auf der Gitarre, mit Banjo, Saxofon und Trompete, oder was ihm sonst noch in die Hände gerät. Seine gute Laune ist ansteckend. Seine augenzwinkernden Respektlosigkeiten gegenüber getragenen Kompositionen würde ihm da keiner der Zuschauer übelnehmen. Auch wenn nicht wirklich jemand glaubt, dass Mozart oder Schubert für einen bekannten finnischen Hersteller von Mobilfunkgeräten komponiert haben. Wohingegen die Mentalitätsunterschiede zwischen Franzosen und Deutschen nirgends so sehr zum Ausdruck kommen wie beim direkten Vergleich zwischen "Clair de Lune" von Claude Debussy und Beethovens "Mondscheinsonate".

Begleitet wird Liberg von Ralph Adriaansen (Schlagzeug), Laurens Knoop (Kontrabass) sowie von Dan Boom, der nicht nur Mundharmonika spielt und den Moondance beherrscht, sondern auch die Marionette seines Meisters im weißen Anzug zu führen weiß.

Zurück zu den nationalen Eigenheiten, die auch in der Musik immer wieder anklingen: zum Beispiel zu der Tatsache, dass Libergs Landsleute in klassischen Konzerten gern mitsingen und inzwischen schon eine niederländische Karaoke-Fassung von Bachs "Matthäus-Passion"existiert. Aber mal im Ernst: Können Deutsche, die per se überall mitklatschen, das verstehen? Sind sie am Ende vielleicht gar nicht so verbissen, wie man ihnen nachsagt? Auf das Publikum in der Bonner Oper trifft das zu. An so einem Abend ganz sicher.

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