Comedy-Musical reißt Publikum von den Sitzen

Was für ein Gefühl, wenn sich kleine Theaterwunder wiederholen lassen. "What a feeling" war vor acht Jahren das Erfolgsstück schlechthin des Bonner Contra Kreis Theaters: 170 ausverkaufte Vorstellungen - ein Rekord in der Geschichte des Hauses. Jetzt rockt und tanzt die logischerweise "What a feeling II" betitelte Fortsetzung über die Bühne.

 Life is live: Das Ensemble von "What a feeling II" gibt alles.

Life is live: Das Ensemble von "What a feeling II" gibt alles.

Foto: ckt

Bonn. Was für ein Gefühl, wenn sich kleine Theaterwunder wiederholen lassen. "What a feeling" war vor acht Jahren das Erfolgsstück schlechthin des Bonner Contra Kreis Theaters: 170 ausverkaufte Vorstellungen - ein Rekord in der Geschichte des Hauses.

Jetzt rockt und tanzt die logischerweise "What a feeling II" betitelte Fortsetzung der Geschichte um die Coverband Love Cats über die Bühne, und wieder reißt sie das Publikum von den Sitzen. Um es mit der Sprachkunst eines Dieter Bohlen zu sagen: Dieses Comedy-Musical von Stephan Ohm ist eine "megageile Super-Hammer-Party".

Bei Bohlen und seiner extrem vergeblichen Suche nach einem Superstar dockt das Bonner Mini-Musical kurz an. Weil den Love Cats eine Sängerin abhanden gekommen ist, versucht man es mit einem Casting.

Da taucht auf, was schrill und schräg ist: die Esoterikerin, die ihr Sonnengeflecht hütet; die Diva, die ihren angealterten Charme auf Kreuzfahrtschiffen ausprobiert hat; die Museumspädagogin, die den Punk raushängen lässt; und Birte aus dem Opernchor, die den Pop mit Koloraturen garniert. Das Spektakel regt nicht nur die Fantasie von Kostümbildnerin Anja Saafan an, sondern ist vor allem für die Schauspielerinnen und Sängerinnen Nicole Rößler und Elisabeth Ebner eine wunderbare Gelegenheit, im Rollenspiel ordentlich Gas zu geben.

Genommen wird schließlich Diana (Elisabeth Ebner), die Kindergärtnerin, die erstens sexy ist und zweitens eine Bombenstimme hat. Die Verwicklungen sind zumindest in einem Punkt abzusehen: Zwischen Band-Chef Alex (Leon van Leeuwenberg) und Partnerin Aylin (Nicole Rößler) zieht die Midlife-Beziehungskrise herauf.

In der Garage (Bühnenbild Pit Fischer), die die Band zum Probenraum umfunktioniert hat, stapeln sich ohnehin die Probleme: Chris (Stephan Schill) macht Bekanntschaft mit dem Knast, Olli (Martin Pasching) erlebt sein schwules Outing. Erfreulicherweise können sich Rainer und Nelson (Stephan Ohm und Patrick Fa) weitgehend auf die Musik konzentrieren.

Die Geschichte ist ohnehin nicht das Wichtigste an diesem Musical. Sie gibt nur die Gelegenheit, schätzungsweise an die zwei Dutzend Mega-Songs der Rock- und-Pop-Geschichte gescheit zu platzieren; da ist vieles dabei, was sich aus den letzten 50 Jahren im musikalischen Gedächtnis festgesetzt hat, von Elvis bis Anastacia, von Van Halen bis Britney Spears, von Status Quo bis Robbie Williams, von Chris de Burgh bis Cher.

Life is live heißt das Motto auf der Bühne; es gibt selbstverständlich kein Playback, sondern nur direkt Produziertes. Die geradezu elektrisierende Gute-Laune-Mischung, die Stephan Ohm als inspirierender musikalischer Leiter angerichtet hat, lebt davon, dass sie im Ensemble allesamt aufs Schönste doppelbegabt sind: gute Schauspieler und hinreißende Musiker.

Regisseur Horst Johanning macht das Glück perfekt. Er versteht sich auf die zielgenaue Pointe und auf die charmante, manchmal auch hübsch ironische Bebilderung der Musik. Das Publikum hielt es bei diesem Kunststück, aus einer Abfolge von Hits einen stimmigen Theater-Hit zu machen, schon vor dem Finale nicht mehr auf den Plätzen. Der Contra Kreis als Disco - für die nächsten Monate auf jeden Fall kann man es getrost mit Kool and the Gang halten: "We're gonna have a good time tonight, let's celebrate".

Bis zum 6. Juni auf dem Spielplan des Contra Kreis Theaters. Karten unter anderem in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers.

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