Comedy-Musical "Weiber, Weiber" sorgt in Remagen für "Klimawechsel"

Hommage an die Wechseljahre - Vier Frauen sind sich in der Rheinhalle einig: Alt werden ist nichts für Feiglinge

  Vier Frauentypen mit "frauenspezifischen Problemen"  geben in der Rheinhalle besondere Einblicke ins Leben.

Vier Frauentypen mit "frauenspezifischen Problemen" geben in der Rheinhalle besondere Einblicke ins Leben.

Foto: Martin Gausmann

Remagen. Eigentlich gab es nicht viel zu lachen. Draußen war mit "Daisy" ein Unwetter prophezeit, und drinnen ging es um Schweißausbrüche, Darmträgheit, Inkontinenz und betrogene, enttäuschte oder einsame Frauen.

Und doch wurde das Ganze zur Riesen-Party mit bester Unterhaltung für 750 Zuschauer, die meisten davon weiblichen Geschlechts - nicht ohne Grund: Schließlich stand das Comedy-Musical "Weiber, Weiber" auf dem Programm der Remagener Kleinkunst- und Kabarettreihe. Das Stück bescherte dem Remagener Publikum einen weiblichen "Klimawechsel", so auch der Titel, den es sich gerne gefallen ließ.

Vier Frauen-Typen und noch mehr frauenspezifische Probleme brachten vier bestens aufgelegte Akteurinnen auf die Bühne: Elsie Nabu als überaus freimütige und kess berlinernde Manu, Elke Schlimbach als ebenso emotionale wie kecke Rheinländerin Anne, Claudia Gorzalka als distinguierte Doktorin Elisabeth und Charla Drops als Sybille, die mit Anfang 60 vor den Scherben ihrer Ehe steht.

Gemeinsam hatten sie vor allem die Erkenntnis: "Alt werden ist nichts für Feiglinge." Das Publikum folgte ihnen durch Freud und Leid der Wechseljahre und begleitete sie durch immer mit ein bisschen Ernst, aber mit noch mehr Augenzwinkern bewältigten Alltagssituationen vom Tanga-Wühltisch zur Kaufhaus-Toilette und von der Botox-Party zum Ausflug an die Mosel.

Bogen sich die Zuhörer noch vor Lachen angesichts von Annes allererstem "coolen Abenteuer" mit Bofrost-Mann Gerd, lauschten sie in der nächsten Sekunde betroffen den möglichen schwer wiegenden Folgen.

Oder sie dachten gerade noch über Elisabeths ewige Fernbeziehung und schluchzten scheinbar mit ihr über die verlorene Jugend, um bald darauf über die Definition der vermeintlichen Rolle der Frau als "Kellnerin beim Bankett des Lebens" oder ihre Seitensprung-Träume mit Sean Connery zu schmunzeln.

Nicht ohne Klischees kam das Stück aus, wohl aber weitestgehend auf Angriffe auf das männliche Geschlecht, weshalb sich auch die Männer im Publikum durchweg wohl fühlten. Spaß und Gefühl standen beim Gastspiel der "Weiber" ganz oben, und ihre Show bestach durch Offenheit und Sinnlichkeit ebenso wie durch jede Menge Schwung und Soul.

Für letzteren sorgten klangstarker Gesang und peppige Arrangements bekannter Stücke von Klassik bis Pop und Rock sowie ausgereifte Livebegleitung von Ariane Baumgärtner am Klavier und Sonja Nickenig am Schlagzeug.

Peter Maffays "Über sieben Brücken musst du gehen" mutierte da unversehens und ganz gefällig zur umgetexteten Wechseljahrs-Hymne, die alle im Takt mitklatschten und -sangen: "Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß." Aus Al Bano und Romina Powers "Felicità" wurde "Cellulite" und aus Elvis' "Fever" naheliegenderweise "Hitze". Ungeniert röhrten und rockten die Darstellerinnen über die Bühne und strapazierten gehörig Lachmuskeln und Zwerchfell.

Dabei ließen sie das drohende Alter doch nicht ganz so alt aussehen, und zur Melodie von "That's what friends are for" blieb besonders ihr Plädoyer für Freundschaft im Ohr: "Komm rüber, quatsch drüber, denn ich bin, was immer auch passiert, ganz nah: Dazu sind Freunde da." Für viele hätte der Abend niemals enden mögen und die Party am Ende noch mal oder erst richtig losgehen können.

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