Gespräch am Wochenende Comedy-Profi Georg Weyers-Rojas: "Komik lässt sich erlernen"

ALFTER · Mit Humor im Beruf Tür und Ohr öffnen: Unter diesem Titel bietet Georg Weyers-Rojas am Freitag und Samstag, 11. und 12. Oktober, ein Komik-Seminar am Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus in Alfter an. Mit dem Kölner Autor und Comedy-Profi sprach Inga Thulfaut.

 Humor als innere Haltung, Komik als die Technik: Autor Georg Weyers-Rojas.

Humor als innere Haltung, Komik als die Technik: Autor Georg Weyers-Rojas.

Foto: Britta Schüssling

An wen richtet sich das Seminar?
Georg Weyers-Rojas: An alle, die mit den Mitteln der Komik Akzeptanz erfahren wollen. Wer in Meetings, Vorträgen oder Texten unterhaltsame Passagen einfließen lässt, lockert die Atmosphäre auf und gestaltet die Kommunikation effektiver. Komik ist ein probates Mittel, die Menschen auf seine Seite zu ziehen. Wenn man Leute zum Lachen bringt, spielen plötzlich auch Ideologien keine Rolle mehr. So lassen sich selbst politische Inhalte wunderbar unterjubeln.

Lässt sich Komik denn so ohne Weiteres erlernen?
Weyers-Rojas: Humor als innere Haltung ist die Voraussetzung, Komik ist die Technik. Und die lässt sich erlernen, bewusst anwenden und als Werkzeug benutzen. Viele Menschen bedienen sich ja schon intuitiv der Mittel der Komik. Im Seminar lernen sie, sich zu hinterfragen, etwa, warum eine bestimmte Stelle nicht so witzig ist wie gedacht, und wie sich das ändern lässt.

Nennen Sie ein paar Beispiele für Kunstgriffe der Komik.
Weyers-Rojas: Die Übertreibung zum Beispiel, darin war Loriot ein Meister. Ebenso die Untertreibung, das Unterwandern großer Themen wie es etwa Bully Herbig in "Der Schuh des Manitou" betreibt. Oder die Umkehrung, also etwas in sein Gegenteil verkehren. Wortspiele natürlich. Oder aber das Publikum mit einer Assoziationskette in eine bestimmte Denkrichtung lotsen und dann unverhofft abbiegen. Dann gibt es noch die sogenannte "Text-Bild-Schere", etwa wenn man einen Kameraschwenk über das Hürther Industriegebiet mit der Bauchbinde "Hongkong" versieht.

Definieren Sie Komik.
Weyers-Rojas: Komik entsteht immer dort, wo Dinge nicht zusammenpassen, wo ein innerer oder äußerer Konflikt zutage tritt. Das Lachen resultiert daraus, dass offensichtliche Widersprüche auf irgendeine Art und Weise aufgelöst werden.

Widersprüche können doch aber auch schmerzen.
Weyers-Rojas: Ja, in der Tat. Humor resultiert aus einer gewissen Distanz zur Welt und aus den Paradoxien der Welt beziehungsweise des Lebens. Komiker haben ein Anliegen: Sie legen den Finger in die Wunde. So wie Loriot zum Beispiel, der immer wieder die Unfähigkeit der Menschen zu kommunizieren entlarvte. Komik ist Wahrheit und Schmerz, durch Lachen erträglich gemacht.

Was nehmen Sie in Ihren Drehbüchern fürs Fernsehen vorwiegend aufs Korn?
Weyers-Rojas: Alles, was abgestraft gehört im täglichen Wahnsinn. Früher war es die Müsli-Fraktion, die regelrecht danach schrie, verballhornt zu werden; heute sind es die Esoterik-Schiene oder der "Veggie-Day". Und der Wahnsinn, der im Fernsehen läuft, wo Talentfreiheit gefeiert wird, ist immer wieder ein dankbarer Ideenlieferant.

Zur Person

Georg Weyers-Rojas wurde im Februar 1959 in Rheydt/Mönchengladbach geboren und lebt seit 1985 in Köln. Er ist seit 30 Jahren in der Comedy-Szene erfolgreich: So schrieb er unter anderem für Fernsehformate wie "RTL Samstag Nacht", "Die Wochenshow" oder "Switch" und "Switch Reloaded". 2009 veröffentlichte der Autor "Das Buch, das jeder gelesen haben sollte, der wissen möchte, wie Fernsehcomedy in Deutschland wirklich funktioniert." Seit 2011 ist Weyers-Rojas als freier Dozent im Bereich Comedy und Kreatives Schreiben tätig.

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